jedesmal, wenn ich diesen neumodischen ausdruck höre, vibriert mein nervenstrang entlang der halswirbelsäule, sodass es mich fast grauslich aufstellt....

wo man nur hinhört, alle wollen sich neu aufstellen. was ist los?
achso, das sich-neuaufstell-virus ist ausgebrochen.

aber, was heißt hier -sich neu aufstellen- wirklich?
die banken, die fussballmannschaften, die pharmaindustrie, die politischen parteien, die röm.-kath.kirche und sonstige, alle wollen oder vielmehr müssen sich neu aufstellen.
früher, damit meine ich jetzt die späten 90-er jahre, als ich mich selbst noch verschiedener marketinginstrumente bedient habe, hätte man solchen schwachsinn nicht einmal andenken dürfen. ich gebe schon zu, auch seinerzeit gab es schwülstige sprüche und leere worthülsen, aber neu aufgestellt?
nein, ein ding der unmöglichkeit.
ich erinnere mich an noch gut an eine krisensitzung, bei der die überlebensnotwendigen maßnahmen im freien markt (vor der eu) diskutiert und festgelegt wurden – da sprach der oberste boss: wir müssen unsere strategie überdenken und unsere wettbewerbsfähigkeiten stärker herauszustreichen um uns den neuen marktgegebenheiten besser anzupassen.....etc.

dringend neu aufstellen müssen sich ewiggestrige, die gedacht haben, dass sie mit ihrer verstaubten philosophie ewig so [irgendwie] dahinwürsteln können.
wenn ein fussballchef seine mannschaft neu aufstellt, dann heißt das, dass er mutig mehr als die hälfte der schwachen stammspieler austauscht und durch bessere spieler ersetzt. im klartext: er hat die mannschaft total umgekrempelt, wie man es so bei uns sagt. aber welch mutiger chef krempelt die banken, die kirche, die parteien und die pharmariesen um? bei so tiefgreifenden reformen bleibt kein stein auf dem anderen und es deutet auf viel köpferollen hin, theoretisch. in wahrheit bleibt alles beim alten und nach einiger zeit kräht kein hahn danach, ob und wer sich neu aufgestellt hat oder nicht.
so ist das leben. ein affentheater. ein narrenschiff. sonst nix.