l e b e n s w e i s e
2008
feuerlibelle, Di, 1. Jan. 2008, 20:23
He, ich mag dich 2008!
Du bist so rund und anschmiegsam.
Komm, stell dich auf meine Wünsche ein und schreiten wir gemeinsam!

Erich Fried
Das richtige Wort

Nicht Schlafen mit dir
nein: Wachsein mit dir
ist das Wort
das die Küsse küssen kommt
und das das Streicheln streichelt

und das unser Einatmen atmet
aus deinem Schoß
und aus deinen Achselhöhlen
in meinen Mund
und aus meinem Mund
und aus meinem Haar
zwischen deine Lippen

und das uns die Sprache gibt
Von dir für mich
und von mir für dich
eines dem anderen verständlicher
als alles

Wachsein mit dir
das ist die endliche Nähe
das Sichineinanderfügen
der endlosen Hoffnungen
durch das wir einander kennen

Wachsein mit dir
und dann
Einschlafen mit dir

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potstill, Di, 8. Jan. 2008, 17:56
ich hatte das glück EF zu zeiten von parka, turnschuhen und friendensdemos bei einer lesung zuzuhören. hängengeblieben sind ein paar politische 68 gedichte, bemerkungen zu seinem jüdischen familienschicksal, shakespeare sonetten und natürlich der unpolitische klassiker es ist was es ist

ja, in diesem Band sind ein paar gute Gedichte, allerdings mit seinen politischen provokanten Gedichten kann ich nichts anfangen. Ebenso die zum Teil schwerst verständlichen und obszönen Liebesgedichte, die das labile und krisengeschüttelte Liebes- und Eheleben von Fried unterstreichen, wirken auf mich negativ anstrengend. EF war angeblich in den 70-er Jahren bei Erwin Ringel (Psychiater und "Seelenklempner der Österreicher") in Behandlung.
Darf ich fragen, was Sie von seinen Gedichten halten ?

ja, das war der band und den verlag samt zwiebel gibt es auch noch heute...

ich antworte jetzt mal aus dem gedächtnis, habe seit jahren nicht mehr in die wagenbachbände geschaut,
sicher kann man einen teil der politischen gedichte als nicht sonderlich wertvoll betrachten
und man sollte sie im zeitkontext sehen, trotzdem waren sie damals sehr populär und haben die dinge,
wie ein kamerabild auf den punkt gebracht (ich denke da an einige vietnam gedichte)
man kann sterben und tod metaphernreich und sehr poetisch darstellen (todesfuge celan) oder
schnörkelos wie ein photo abbilden, ich mag beides zu seiner zeit

obszön, nun ja da hat jeder seine eigene schmerzgrenze, vielleicht war es auch mal an der zeit die dinge beim namen zu nennen, kann auch sein dass ich mich nur noch an die guten gedichte erinnere und die weniger guten einfach vergessen habe, also zusammenfassend stelle ich fest, ich mag die gedichte

Sie haben es auf den Punkt gebracht. Danke!
Die guten Gedichte und Kurzprosa mag ich auch jederzeit, die weniger guten lese ich nur einmal schnell durch.
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