l e b e n s w e i s e
Wien wählt.
feuerlibelle, So, 10. Okt. 2010, 15:37

wenn sich heute von den 1,1 millionen wahlberechtigten wienerinnen und wienern nur 60% zum urnengang bemühen, und davon wenigstens die hälfte mit verstand und weitblick von ihrem stimmrecht ernsthaft gebrauch macht, dann brauchen wir uns am tag nach der wahl vor der übrigen welt nicht mehr genieren und nach peinlichen ausreden suchen. wien ist schon ok und wien braucht keine nestbeschmutzer und hh-plärrer....

gott vergib ihnen nicht, denn sie wissen nicht sehr wohl was sie tun.

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feuerlibelle, So, 10. Okt. 2010, 16:31
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Wien ist zu weit weg und mein Informationsstand ist nicht hoch genug, drum weiss ich zu wenig über die Hintergründe des Wahlkampfes.
Aber ich freue mich einerseits mit Ihnen, Frau Feuerlibelle, und bin wie Sie andererseits besorgt und zornig.
Und immer wieder muss ich resigniert feststellen, dass doch leider recht viele Menschen sehr eigenartig ticken und Gauner und Verführer wählen, die nur Gutes für sich selber im Schilde führen, aber mit Sicherheit nicht für die Allgemeinheit. Und das überall auf der Welt.
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feuerlibelle, So, 10. Okt. 2010, 22:16
ich gratuliere der spö wien, die mit großem abstand die anderen hinter sich gelassen hat und trotz der grauslichen politischen schlammschlacht als eindeutiger wahlsieger hervorgeht.... ja! so muss man das sehen ;-)

und sonst meine persönlichen eindrücke aus dem heutigen wahltag:
je dümmer ein bezirk, umso mehr freiheitliche gibt es dort und nur aus protest efpeö zu wählen, ist wohl das dümmste auf diesem planeten. und es schmerzt irgendwie, wenn ein zahnmodellierer weit abgeschlagen auf dem 2. platz sich spontan zum wahlsieger erklärt.

wie auch immer: die 27% machen mich sehr nachdenklich

@27% und nachdenklich: Ist von hier (dem äußersten Westen von .de-Land) aus natürlich schwer zu beurteilen, aber nachdem ich seinerzeit im Studium einen Schwerpunkt Wahlforschung hatte, würde ich zumindest sagen, um 27 Prozent einzufahren, reicht Protestwähler-Potenzial wahrscheinlich bei weitem nicht aus. Da muss schon auch nicht zu knapp echter Zuspruch dabei sein.

Und mir graut vor dem Tag, an dem solche Rattenfänger auch hierzulande politisch salonfähig fähig werden. Leute wie der Sarrazin bereiten dafür schon den Boden vor...

....da hat sich ein guter Teil Wiens verwählt....

@mark: Was HartzIV für SPD und Linke wird der Sarrazin für die CDU. Ohne HartzIV und Agenda2010 wäre die Linke mindestens in der Form und im Westen nicht denkbar. Und wenn in 5 oder 10 Jahren die CDU auf heutige SPD-Werte gerutscht ist und gleichzeitig Rattenfänger auf Anti-Islamkurs so grob 10-15% der Stimmen holen, dann dürfen wir alle uns ganz lieb und artig beim Thilo bedanken. Das war der Startschuss. (Man denke nur mal daran, wie wenig Rückhalt all diese "Pro-Vereine" eigentlich doch hatten)

... kann man sich auch chronisch verwählen? in erster linie sind es die klassischen arbeiterbezirke, die voll auf den blauen zug aufgesprungen sind.... doch die geschichte wiederholt sich: so eine situation hatten wir ja schon in den 90-er jahren mit der jörgl-partei und 29%.

@mark: "...da muss schon auch nicht zu knapp echter zuspruch dabei sein." ja, die alten gesinnungsbrüder, von denen sich in wien noch abertausende tummeln und dann ist das der frust des 'kleinen mannes samt frau', mit dem der rattenfänger punktet. den garantiert größten zuspruch hat mit der ausländerhetze erlangt ...

Ja, man kann sich durchaus chronisch verwählen. Wir tun das hier seit 60 Jahren merkens aber soeben

ich mag ihren galgenhumor :-)

Danke. Sagen Sie mir das bitte in einem halben Jahr noch mal? Ich glaube nämlich heute dran, dass wir es dieses Mal, nur dieses eine Mal, besser machen

das wäre dann am 10.april 11; hab schon auf termin gelegt unter gs/galgenhumor sagen. wenn sie an eine sache fest glauben, dann werden sie es auch sicher schaffen. bitte halten sie mich am laufenden. ich wünsche ihnen eine erfolgreiche woche sowohl im job als auch im demopark. ;-)

@gorillaschnitzel: Höchste Zeit wärs ja. Egal, was die SPD oder wer auch immer dann für einen Schwachstecker auf den Thron schiebt, der oder die sollte seine Chance haben (aus ähnlichen Erwägungen habe ich es damals auch nicht bedauert, dass in NRW der Rüttgers drankam nach jahrzehntelanger Sozenregierung. Dass der so gründlich vergeigt, hätte selbst ich, der ich nicht zu seinen Sympathisanten gehörte, nicht erwartet.

@feuerlibelle: Wenn die SPÖ bei Ihnen so viel für ihre angestammte Wählerschicht in der Arbeiterschaft tut wie die SPD bei uns, dann wundert es nicht, wenn die Leut ihr Kreuzl woanders machen.

@feuerlibelle: 27. März. Dann schauen wir mal, wir sehr wir rocken können....

@mark: Ich glaube ja, dass bei einer mitunter jahrzehntelangen immergleichen Regierung nur eines rauskommen kann: Filz. Siehe Bayern, siehe NRW, siehe Baden-Württemberg. Ganz egal wie sie heißen: CDU, SPD, sonstwie. Würde die FDP oder die Grünen regieren, wärs derselbe Filz. Quer über alle Parteigrenzen hinweg. Ich halte es für einigermaßen gesund, wenn nach 2-3 Legislaturperioden spätestens mal die Opposition drankommt (auch wenn mir das in meiner Politikdenke vielleicht nicht passt, aber demokratisch gesehen ist das sehr gesund)

Liebe FL,
ich sehe es ja genauso wie Sie, empfinde dabei aber noch echten Ekel, wenn ich an den blau-baunen Rattenfänger denke. Ja, er spricht eindeutig und ganz bewußt den trüben, dämlichen Bodensatz an Gehirnpotential an.

Ein ganz kleiner Lichtblick war für mich das Interview mit Häupls intelligentem Sohn, der seiner Hoffnung Ausdruck gab, sein Vater möge diesmal doch mit den Grünen verhandeln. Und nun können wir nur hoffen, daß sich die Grünen mit Vernunft und Konzilianz wappnen - in OÖ hat es ja schon geklappt. imjc

p.s.: und all denen, die wieder ein Mal nicht wählen gegangen sind, sei ins Hirn gehämmert, daß sie auf ein ungeheuer hart erkämpftes Recht verzichten: ihnen allen gehörte das freie Wahlrecht wieder aberkannt!

das ist leider die kehrseite einer demokratie..., doch wenn ich in diesem land jemals nur einen tag was zu sagen hätte, dann wäre die aberkennung des wahlrechtes bei chronischen nichtwählern ganz bestimmt meine erste amtshandlung.... das schwöre ich!

und von der wählerstromanalyse wird mir ganz übel...

Es gibt halt aber auch ein "Recht", nicht zur Wahl zu gehen. Das muss eine Demokratie aushalten können. Ich würde sogar weitergehen: Ich glaube nicht, dass die Wahlbeteiligung ein Gradmesser dafür ist, wie gut oder schlecht eine Demokratie funktioniert.

@gorillaschnitzel: An der Uni habe ich das eine oder andere Seminar bei Dieter Roth (Anmerkung ans österreichische Publikum: der langjährige Ober-Wahlforscher in Diensten des ZDF) besucht und später auch selber für die Forschungsgruppe Wahlen telefoniert. Der hat auch immer betont, dass die Nichtwahl unter Umständen eine dezidierte, wenn auch implizite politische Willensbekundung darstellen könne, und ich neige nach wie vor dazu, ihm in dieser Frage Recht zu geben.

Das blödsinnigste Argument in diesem Zusammenhang ist ja immer, wer nicht gewählt habe, dürfe dann auch keine Kritik an den bestehenden politischen Verhältnissen üben...

der von ihnen genannte wahlforscher ist auch hierzulande kein unbekannter, schließlich werden die deutschen wahlen und deren nachwehen auch überall (oft bis zum erbrechen) ausgestrahlt...

zurück zum kernthema: ......, dass nichtwähler zugleich protestwähler sind und _ mit dem fernbleiben von der wahlurne ihren unmut (welchen ?) demonstrieren wollen, ist allgemein bekannt. zu dieser gruppe gesellen sich nun auch immer mehr politisch desinteressierte faulsäcke, denen schon 500 meter fußmarsch zum wahllokal unter umständen die lebensqualität mindern könnte. entschuldige, aber das hat dann mit einer politischen willensbekundung wirklich nichts mehr zu tun.... diese ansicht vertritt auch einer unserer besten politologen (ich nenne hier aus gründen bewußt keine namen)

wissen sie, ich rede mir in dieser sache etwas leichter und ich muss mich auch keiner wissenschaftlichen theorien bedienen um herauszufinden, wie sich die gesinnung eines gekränkten, frustrierten und sich benachteiligt fühlenden bürgers verfärbt und mit welch gespaltener zunge an der basis gesprochen wird. ich hab so manche haarsträubenden situationen hautnah erlebt; war ich doch viele jahre an der basis ehremamtlich im einsatz......

So sozialromantisch bin auch ich nicht, für eine Handlung (oder in unserem Beispiel deren Unterlassung) nur hochfliegende Motive anzunehmen, wenn ich auch niedrige finde. Klar gibt es genug Wahlvolk, das schon allein deswegen nicht die Kurve zum Urnengang kriegt, weil sich der Nebel in der Birne nicht bis kurz vor 18 Uhr lichtet oder was auch immer.

Aber was folgt daraus? Die Annahme, das Wahlergebnis würde uns besser gefallen, wenn auch diese Bevölkerungsgruppe das ihrige Kreuzerl gemacht hätte, halte ich gelinde gesagt für ziemlich verwegen. In Italien gibt es z.B. eine Wahlpflicht - e alora? Seit Jahr und Tag wird dieser korrupte Unterhaltungsbranchenkasper wiedergewählt, andere Verblendete schenken ihre Stimme einer ominösen Lega Nord, die lieber heute als morgen einen kaum lebensfähigen Staat namens "Padanien" ausrufen würde.

Ich denke nicht, dass mit einer Verschärfung des Wahlrechts Richtung Wahlpflicht für das Gemeinwesen viel gewonnen wäre.

Da bin ich ganz Ihrer Meinung. In Österreich gab es früher auch Wahlpflicht, die Nichtteilnahme an Wahlen wurde aber praktisch nicht geahndet. Es darf auch bezweifelt werden, daß die Wiedereinführung samt konsequenter Verfolgung der Nichtwähler dem (nicht ohne Grund) miesen Image der Politik zuträglich wäre und zu "schöneren" Wahlergebnissen führen würde.

Im Übrigen finde ich es gut, wenn Parteien nicht – wie jahrelang die wiener SPÖ – über absolute Mandatsmehrheiten verfügen. Wie Herr Gorillaschnitzel schrieb:
Ich glaube ja, dass bei einer mitunter jahrzehntelangen immergleichen Regierung nur eines rauskommen kann: Filz

also ich bin schon einigermaßen irritiert, welche eigendynamik hier das thema allgemeine wahlpflicht angenommen hat,- eigentlich ein thema, das für mich als politisch denkende österreicherin aber überhaupt kein thema ist. nicht heute und auch nicht übermorgen..... -ende-

was ich schon kritisiere, ist die schwindende wahrnehmung der staatsbürgerpflichten und damit verbunden das gemeinsame interesse an einer friedlichen welt.
das zitat: "unser recht ist ein recht auf die möglichkeit der pflichterfüllung, ein recht, unsere pflicht zu tun – und deshalb ist es umgekehrt pflicht, unser recht zu wahren" will heutzutage keiner so recht beherzigen.
na gut, ich gehöre auch noch der generation der bruno-jünger an und damals war das pflichtbewußtsein der bürger selbstverständlich....

aktuell: mein wunsch wäre eine rot-grüne stadtregierung. denn unter "schwarz ist geil" kann ich mir herzlich wenig vorstellen....

Kein Thema? Soll mir recht sein, aber zuvor klang das noch deutlich anders: doch wenn ich in diesem land jemals nur einen tag was zu sagen hätte, dann wäre die aberkennung des wahlrechtes bei chronischen nichtwählern ganz bestimmt meine erste amtshandlung.... das schwöre ich!

Interessante Prioritätensetzung, mir fielen für den ersten Tag meiner Regentschaft einige andere Dinge ein, die mir dringlicher erscheinen würden. Aber das sei ja jedem unbenommen, ich will Ihnen da auch nicht weiter dreinreden.

Ansonsten erinnere ich in diesem Zusammenhang noch an das schöne Diktum von Oskar Lafontaine, der sinngemäß (und mit Blick auf Helmut Schmidt) sagte: Fleiß, Treue, Pflichterfüllung seien Sekundärtugenden, die einen auch zur Leitung eines Konzentrationslagers befähigten. ;-)

aber herr mark, der von mir benützte ausspruch hätte... wäre.... würde...usw. stammt noch aus der monarchiezeit und wird bei ebensolchen anlässen wie auch jetzt als eine art ironische redewendung verwendet, um dem ärger - in festlicher aufmachung - mehr ausdruck zu verleihen.
für ernsthafte und tiefsinnige politische diskussionen benütze ich eine andere plattform als weblog. das können sie mir glauben.

Oje. Dann wundern Sie sich natürlich völlig zu recht, was wir hier für ein Fass aufmachen. Mir ist die Redewendung ja auch geläufig, aber mancher verwendet das tatsächlich ironiefrei und bierernst. Nichts für ungut!

keine ursache, wirklich. ;-)
....erst durchs reden kommen die menschen zusammen - und damit will ich nur sagen, dass die dazugehörigen kommentare sehr in ordnung waren.
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europamitte, Mo, 11. Okt. 2010, 21:30
Puh, schwierig. Über Politik spricht man ja eigentlich nicht, gibt eh nur Ärger.
Ich weiß schon lange nicht mehr, wen oder was ich eigentlich wählen soll, Sie scheinen da mehr Glück zu haben.

Was für eine Partei? Welche auch immer gerade an der "Macht" ist, hängt das Fähnchen in den Wind diverser Lobbys - zumeist gelenkt durch die wirtschaftlichen Interessen großer Firmen oder Branchen, die wirklichen Machthaber im Staat.

Welche Person? Egal.
Wollte sagen: Egal wie großartig die Ideen vor der Wahl waren, danach herrscht Fraktionszwang und der Gewählte hat sich gefälligst in das Korsett zu zwängen, sonst isser raus (oder sie).
Und: machen wir uns nichts vor, von einem politischen Amt kann doch niemand in Saus und Braus leben, da braucht man noch das eine oder andere Pöstchen im Aufsichtsrat hier und im Vorstand dort und schon (s.o.) Lobbyist - Fähnchen - Wind - sie verstehen.

meine mutter hat immer gesagt, dass politik ein schmutziges geschäft ist.... und sie hatte recht.

Das ist mir ehrlich gesagt zu einfach. Die Menschen in politischen Ämtern sind nicht besser und nicht schlechter als alle anderen Menschen - also einfach ein Spiegel der Gesellschaft. Und sie können genauso entweder besser oder auch schlechter mit Konflikten, Entscheidungen, Verlockungen, Bedrohungen umgehen als alle anderen Menschen. Es nützt also nichts, den Spiegel zu zerkratzen, wenn das Bild uns nicht gefällt...
Einen kleinen Insiderblick hatte ich ja mal, und ich habe von allen Sorten Menschen welche kennen gelernt: Ehrliche und Unehrliche, Moralische und Unmoralische, Kluge und weniger Kluge, Bestechliche und Unbestechliche.
Besser für die Wähler ist allemal, wachsam zu sein und nicht seine eigene Verantwortung komplett zu delegieren.
Vielleicht sollte man die politische Kaste etwas realistischer und menschlicher zu sehen. Es sind keine Maschinen, sondern Menschen mit Blinddarmreizung, Triefnasen und Eheproblemen wie jedermann. Allerdings können sich an der Spitze überwiegend nur die halten, die sich im kalten Gegenwind ein sehr dickes Fell erworben haben und damit sogar ohne Rückgrat aufrecht stehen können.
Und das merkt man dann auch an ihrem politischen Handeln.

über so eine lobrede tät sich jeder politiker freuen,- gerade in zeiten, wo sie nicht sonderlich gut abschneiden und das volk keine gute meinung von ihnen hat...

ich bin voll bei ihnen, frau siria; es gibt solche und solche und letztendlich ist das auch nicht wirklich fair, alle in einen schmutzigen topf zu werfen.
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