l e b e n s w e i s e
Jetzt hat mich der Räumungswahn gepackt
feuerlibelle, Di, 13. Nov. 2012, 23:12
nachdem ich derzeit keine sportlichen aktivitäten und auch keine körperlichen kraftanstrengungen ausüben darf, mich aber trotzdem ausreichend bewegen soll, ist mir die idee gekommen, die vielen schachteln und schubladen und kleiderboxen im begehbaren schrank zu sichten und nicht mehr getragene sachen für den flohmarkt auszusortieren. darunter gibt es auch kartons, die seit unserem wohnungseinzug vor neun jahren noch unangetastet mit verstaubtem deckel, hoch oben im regaleck endlich entdeckt werden wollen. der inhalt ist reif für die 60-er abteilung. solche fetzen haben heutzutage schon einen seltenheitswert …. also was jetzt: soll ichs in den flohmarktsack werfen oder den deckel entstauben und wieder hinauf in die ecke stellen? ein hin-und-her-und-zurück und am ende landet die schachtel mit einem neuen etikett "nostalgie" wieder im oberen regaleck. man kann nie wissen, wie die mode von übermorgen sein wird....

mit der handtaschenräumung wird es schon komplizierter, weil ich vier neue, noch nicht getragene designer taschen im schrank liegen habe, die ich aus einer laune heraus, quasi als trostpflaster für die angeschlagene seele, gekauft habe, der stil aber überhaupt nicht zu meiner garderobe passt. die werde ich wahrscheinlich einzeln verschenken. ach, und eine antiquierte krokotasche steht auch noch herum, die kann ich aber leider nicht weggeben, – ...ist ein erbstück von meiner freundin hani.

wenn ich mich in der nachbarschaft so umschaue, es wird vielerorts geräumt, wie zum beispiel auch bei sturmfrau. der november mit seinen langen abenden scheint geradezu vorbestimmt fürs herumräumen und umschlichterei.

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sturmfrau, Mi, 14. Nov. 2012, 09:09
Stimmt, wie es scheint ist tatsächlich die Zeit zum Räumen. Vielleicht, weil man es sich nachhaltig gemütlich machen möchte - wenn, dann richtig?

Sie haben noch 60er-Schätzchen im Schrank? Die sind doch ganz gewiss mit Erinnerungen verbunden. Was ich auch noch immer nicht wegtun kann: Ein Jäckchen und ein Chiffonoberteil meiner Mutter. Beides trug sie zu der Zeit, als ihr Vater gestorben war, in beides passe ich nur leidlich hinein. Dennoch, der Altkleidercontainer scheint mir dafür wenig passend. Vermutlich geht es Ihnen so mit der Krokotasche.

Warten wir's mal ab, was es noch so zu räumen gibt. Aber vergessen Sie nicht, sich hinterher mit einer schönen Tasse Tee zu belohnen. Das gehört auch in den November.

meine alten schätze aus den vergangenen tagen sind schon längst aussortiert und in einem aufbewahrungskarton zusammengelegt, aber so hin und wieder räume ich diese sachen schon noch hervor und schwelge in erinnerungen. aber die mode in den 70er - 80-er jahren war doch grundhäßlich - nehmen wir die glockenhosen oder die ausgepolsterten jäckchen oder kleider her, geschultert wie sylvester stallone... :-)
zwei schöne pillbox-hütchen a´la jackie o. habe ich auch noch aufgehoben. die setze ich meistens zu jubiläumsfesten zu ehren des jubilars auf, weil ich in meiner gesamten erscheinung die mode aus der geburtszeit desjenigen nachahme und das schöne an der sache ist, dass ich auch viel bewunderung und applaus ernte.

Da haben Sie vollkommen Recht, die Mode der Achtziger war eher eine Beleidigung für die Augen denn ein Bekleidungsstil. Leider kommt zur Zeit manches davon zurück. Aber das überlasse ich guten Gewissens den Teenagern. Vor Kurzem sah ich mit dem Gatten einen alten "James Bond", und ich konnte kaum an mich halten angesichts der modischen Entgleisungen. Hosen mit Schlag hingegen mochte ich immer irgendwie, weil das zu meinen langen Beinen passt. Ich hatte einen Politikprofessor an der Uni, der auf meinen Look total stand und mir das auch sagte. Vielleicht, weil er selbst ein sogenannter Alt-68er war. Wir mochten uns, daher konnte ich mit dem Kompliment umgehen.

Karottenhosen, geblümte Leggins, Schulterpolster,
die Blusen waren so weit, da würde mir heute noch Größe 38 passen! Cowboystiefel.
Dauerwelle al la Königspudel!
(ich muss mal die alten Fotos suchen und zerreißen)

bitte ja nix zerreißen! sie können doch den modischen "jugendstil" unserer generation nicht so einfach ausradieren. woran sonst sollen sich unsere nachfahren zerkugeln.... !?....

@marion: nasowas, was haben sie eigentlich gegen einen reizvollen königspudel?



ich kann nur sagen, dass ich mich mit ondulierten haaren immer pudelwohl gefühlt habe – egal, ob in karottenrot, tizian oder wildkirsche....
(fotos mit geblümten leggings habe ich leider keine mehr gefunden)

oh wie wunderschön, ich hätte bitte gerne auch den Rest gesehen :-)

Ich fand mich mit Königspudel auch immer sehr schön, (muss ja auch bei der Tortur und dem Preis).

Heute beschwer ich mich jedesmal nach dem Haareschneiden bei der Friseurin darüber, dass sie mich so grau gemacht hätte ;-)

Wenn ich so alte Bilder anschau, weiß ich oft noch, wie dick und häßlich ich mir damals vorkam, heute bin ich viel dicker und häßlicher, grauer und faltiger. Aber ich fühl mich wohler mit mir, trotz allem. Komische Sache.

Danke für die tollen Bilder! Was man von Ihnen sieht, ist trotz Pudelfrisur äußerst ansprechend (vor allem Ihre hübschen Hände auf Foto 2).

Meine Eltern haben mir konsequent jede Dauerwelle verwehrt, was definitiv zu den guten Dingen gehört, die sie getan haben. Dennoch gab es natürlich einige modische Totalverfehlungen.

Ich frage mich manchmal, wie wir das in 30 Jahren von jetzt ab sehen werden. Sind wir modisch so fade, dass das, was wir heute tragen, als Missgriff nicht mehr taugt? Wer weiß...

@marion: wenn sie demnächst wieder in wien sind, können wir bei der unterhaltungsgestaltung einen fixen programmpunkt "zeitreise in die 80-er/90-er" einplanen und die alte fotokiste durchstöbern. ich sag's ihnen aber jetzt schon, das wird ein kabarett kicher ohne ende :-)

@sturmfrau: gern geschehen. auch wenn die schmalen bildausschnitte nicht wirklich viel aussagen, so kann man die moderichtung der 80/90-er doch noch ein wenig erkennen. das war eine spassige und verrückte zeit. als junge frauen haben wir uns jedem modediktat gebeugt und die unmöglichsten klamotten angezogen um schön zu sein. ach du liebe zeit, und wie stolz wir uns bei jedem anlass in den mittelpunkt gedrängt haben,..... wenn ich mir die fotos von damals anschaue, werden alle erinnerungen wach - wir waren eben jung und dumm und schön. ich war lange zeit in die schwarz-kupfer kombination, also die weichere interpretation des gothic-stils, verliebt....

die mode von heute ist auf 15-18 jährige teeneger mit magersucht zugeschnitten und zum großteil leider gar nicht alltagstauglich. die richtung sportlich-elegant ist immer gut und wird sicher auch noch in 30 jahren ihre position behaupten können. meine alte business-look-abteilung kann ich auch heute noch mit ruhigem gewissen tragen und bin topaktuell gekleidet (wenn das gewicht stimmt). also ich glaube nicht, dass wir heute modisch fade sind - es sind nur die kurzlebigen designerfetzen und das überangebot an asienramsch, die uns zu modemuffeln machen....

Stimmt schon, die ganz verrückten Sachen machen wohl nur die ganz jungen Mädchen. Wobei es ja heute für einen Teenager ausgesprochen schwer ist, überhaupt noch aufzufallen. Irgendwie war alles schon mal da.

Apropos Mode: Ich hatte noch einen Gutschein, den mir Frau Schwiegermama geschenkt hatte und ging auf der Suche nach hübschen Sachen in ein Geschäft, das wohl nicht mehr so ganz meine Altersklasse war. Da hingen die Sachen am Ständer nur in den Größen M, S, XS, XXS und XXXS. Sagt eine Menge aus. Nicht nur über die tatsächlichen Größen, sondern auch darüber, dass sich niemand mehr die Blöße geben will, eine L oder XL zu tragen. Mir war's immer ziemlich egal. Wenn ich unter 42 kommen wollen würde, müsste ich an meinen Knochen hobeln...

Ich habe eigentlich auch ziemlich viele zeitlose Dinge in meinem Schrank - über die Welt der Missgriffe bin ich hinaus. Und manche Mode hat sich zum Glück überlebt. Das gilt für die kantigen Schulterpolster ebenso wie zum Beispiel für die unsägliche Bauchfrei-Mode.

Spannend ist dennoch ein Ausflug in die Vergangenheit: Ich habe viele Handarbeitsbücher aus den End-Siebzigern und Achtzigern mit Strick- und Häkelanleitungen. Da ist manches drin, das ich durchaus heute noch hübsch finde und das (natürlich mit etwas anderen Farben) der Nacharbeitung harrt.
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