l e b e n s w e i s e
Wut im Bauch ...
feuerlibelle, Sa, 30. Nov. 2013, 22:16
wer wütend ist, verbrennt oft an einem tag das holz,
das er in vielen jahren gesammelt hat.

[chinesisches sprichwort]

ich kann es gar nicht beschreiben, wie sehr ich mich über die unsrigen politiker-wappler ärgere. genau gesagt über das duo-gespann kanzler & vize. insgeheim hoffe ich seit wochen, dass sich einer von den zahlreichen spin-doctoren erhebt, der ihnen unfertige äußerungen und das lautdenken verbietet.... –,
... bisher leider ohne erfolg.

heute ist mir endgültig der kragen geplatzt und bevor ich meinen ganzen holzvorrat verbrenne, schreibe ich mir hier den ärger von der seele.
worum geht es eigentlich: die politischen parteien rot und schwarz samt gehilfen haben sich darauf geeinigt, das verbot von sterbehilfe in der verfassung zu verankern. damit würde österreich in den hochsensiblen gesellschaftspolitischen frage sterbehilfe und palliativmedizin einen gegensätzlichen weg zum vorherrschenden europäischen trend beschreiten.

ich bin zutiefst erschüttert und werde es wahrscheinlich nie begreifen, warum ein sterbenskranker mensch der nicht mehr leiden will, seinen sterbezeitpunkt als freier bürger nicht selbst bestimmen darf.
als meine liebste freundin hani gegen bauchspeicheldrüsenkrebs angekämpft und nach auswegen aus der aussichtlosen unerträglichen situation gesucht hat, war für sie schnell klar, dass sie ab dem zeitpunkt des schmerzhaften dahinsiechens das ende selbst bestimmen möchte. ich habe ihr damals ohne zu zögern meine hilfe zugesichert.
und ich würde das jederzeit wieder tun meinen lieben auf wunsch zu einem würdigen sterben zu verhelfen. das lasse ich mir vom staat aber sicher nicht verbieten.

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marion, So, 1. Dez. 2013, 01:15
in die niederlande auswandern
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sturmfrau, So, 1. Dez. 2013, 12:33
Die Wut kann ich voll und ganz verstehen. Als unser Freund, den ich hier ja bereits einmal erwähnte, starb, geschah das durch die Hand eines kundigen Mediziners. Er hatte Glück, denn er war, obwohl gebürtiger Brite, schließlich doch niederländischer Staatsbürger geworden. Ihm war kaum etwas wichtiger als seine Würde. Es war nicht der Schmerz, den er scheute, sondern er wollte Selbstbestimmung und Fassung, bis zum Schluss.

Wenn ich anderswo die pauschalen Behauptungen lese, niederländische Senioren würden angeblich massenhaft in deutsche Altersheime auswandern, weil sie die von ihren Verwandten legitimierte Euthanasie fürchteten, dann wird mir jedesmal übel. Belege für diese Polemik gibt es nämlich nicht. Die durchaus vorhandenen Einzelfälle werden bloß aufgebauscht, damit man im Sinne eines Sterbehilfeverbots Propaganda machen kann.

Ich dachte in der letzten Zeit über mein eigenes Alter nach und mir ist der Gedanke, selbst bestimmen zu können, was schließlich mit mir geschieht, äußerst wichtig. Dafür würde ich im Zweifel auch ausbürgern, zumal ich ohnehin emotional einen Draht zu den Niederlanden habe.

liebe sturmfrau, vielen herzlichen dank für die seelische unterstützung!
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kinomu, Mo, 2. Dez. 2013, 00:58
auswandern sagt sich leicht, aber ob man dafür dann noch die kraft hat?

so ist das:
diese frage haben wir auch schon ausführlich durchdiskutiert, aber der zeitpunkt des sterbenwollens wird meistens erst dann gewählt, wenn der gesamtzustand des betroffenen nicht mehr lebenswert erscheint. dann ist aber die mobilität auch nicht mehr vorhanden.
traurig, das ganze......

mein kommentar war unangemessen und zu kurz.
und eher zynisch gemeint als dass es eine empfehlung werden sollte, nur manchmal fehlen einem die Worte.

meines wissens gibt es nur in den niederlanden eine einigermaßen sinnvollle regelung.
alles andere ist unglaublich. keine ahnung, wie das kommt. eine sehr christliche regelung vielleicht, quälen bis zum schluss. allerdings, ich habe jetzt auch angehörige begleitet, die das wollten, immer noch einmal atmen, auch wenn es wehtat, die menschen sind so sehr verschieden.
was aber allen gemeinsam ist: der wille zur freien selbstbestimmung.

seien sie nicht so streng zu sich selbst, liebe marion. und eben deshalb weil das thema so hochsensibel ist, ist eine antwort auf die frage nicht ganz leicht. aus diesem grund habe ich auch ihren kommentar völlig wertfrei zur kenntnis genommen. wir haben uns verstanden... ;-)

Liebe F,
dahinter steht wohl die in Österreich immer noch tiefsitzende Verbandelung von Politik und Kirche. Eigenartig, daß - gleich welcher Couleur - sich alle unsere Politiker hinter ihrer "christlichen" (+sonstwas) Gesinnung verstecken. Von Mitleid und Mitgeühl für sterbenskranke keine Spur, die sollen doch in die Hospize gehen und dort - am besten in Begleitung von Pfaffen - grauenhaft langsam und meist unter unnennbaren Schmerzen verrecken.
Selbst haben sie ja immer die Möglichkeit, ins Ausland zu gehen, auch die Schweiz bietet Sterbehlfe an.

wer nie gesehen hat, in welch hoffnungslosem zustand ein mensch sein kann, der wird auch nicht verstehen dass solche menschen dann weit von einem "sterben in würde und im kreise der lieben" entfernt sind.

es ist das alte problem: gesetze werden gemacht von leuten, die die situationen nicht kennen, nicht einmal vom anschauen. durchleben und anschliessend urteilen ist in so einem fall ja unmöglich.

um zu einem vernünftigen standpunkt kommen zu können bliebe wohl nur, die gesetzesverabschieder ein paar wochen lang auf einer entsprechenden krankenstation einzusperren, und sie zur pflege der menschen, die dort gewaltsam "am leben" erhalten werden, zu verdonnern.

und gleichzeitig dürfen sie dann auch den angehörigen der patienten, die noch eine chance auf genesung haben, erkären, dass jetzt leider alle betten in den zimmern besetzt sind, und das kind jetzt daher in einem gangbett vor dem klo an den schläuchen hängt.

persönlich sag ich deshalb immer wieder allen, sie mögen, was mich betrifft, im zweifelsfall gemeinsam den wichtigen schlauch aus der verankerung ziehen/abklemmen/durchschneiden/draufhüpfen. und dann war es keiner. ich bedanke mich auch immer artig im voraus. man weiss nicht, was passiert, ich hoffen, die nehmen mich alle ernst.

@wuhei @kelef
wir können es drehen und wenden wie wir es wollen,– die alles entscheidende frage bleibt nach wie vor offen: warum andere über das leben eines menschen entscheiden dürfen, aber nicht dieser mensch selbst.
ja, es ist ein extrem heikles thema und darüber zu diskutieren muss noch erlaubt sein, aber dazu gehört auch argumente beider seiten zu hören. doch soweit sind wir mit der diskussionskultur in österreich noch lange nicht.

ich möchte auch selbst entscheiden wann ich gehe.

entschuldigen sie, seit wann haben wir in österreich eine diskussionskultur?

aber ernsthaft: das problem ist in vielen fällen, dass menschen über dinge urteilen können/müssen/dürfen/sollen, zu denen sie keinerlei bezug haben (können). was soll dabei vernünftigerweise herauskommen?

menschen sollten, so irgend möglich, über diese dinge im voraus entscheiden, solange sie noch gesund und schmerzfrei und bei sinnen sind. ich sehe schon auch die gefahr, dass menschen sich in den tod flüchten wollen, oder die herzlieben erben verschiedenes beschleunigen wollen. aber deswegen die entscheidung dem staat zu überlassen ist sicherlich ebenfalls falsch.

ich stimme ihnen vollständig zu!
(übrigens die sache mit der diskussionsUNkultur in österreich ist ein drama....)
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