l e b e n s w e i s e
Härte des Schicksals –
feuerlibelle, Mo, 17. Mär. 2014, 17:08
wenn ich aus dem briefkasten einen umschlag mit trauerrand herausnehme, bekomme ich gänsehaut und meine nerven beginnen zu flattern. ich bin, was todesnachrichten betrifft, überhaupt nicht mehr belastbar.

in den letzten fünf jahren habe ich einige grausame schicksalsschläge in meiner verwandtschaft miterlebt und über schmerzen und sorgen der betroffenen gewußt und mit ihnen mitgelitten. in manchen situationen habe ich einen transplantierten seelenschmerz in mir verspürt und ich bekomme heute noch schweißausbrüche, wenn ich bilder des seelischen elends vor mir sehe.

wie ist das mit dem sprichwort, das aus einem vers der bibel abgeleitet ist:
– des menschen herz erdenkt sich seinen weg, aber der herr allein lenkt seinen schritt – ? lieber gott, könntest du bitte ein bisschen rücksichtsvoller sein und mehr bedacht drauf nehmen, wo du hintrittst und den schritt setzt, um nicht gleich alle säulen niederzureißen. was du an unheil anrichtest, ist echt nicht fair!

selbst wird man den schicksalsschlag nie verstehen und auch nie ganz überwinden, weil es eines der geschehnisse ist, die im leben eines menschen am schwersten verarbeitet werden können. meine schwester ist ein seelisches wrack, die andere schwester hat keine lebensempfindungen mehr, mein bruder hat sich eine parallelwelt aufgebaut und das leben meiner freundin p. ist zerstört.
ich bin noch immer eine geduldige zuhörerin und hilfreiche stütze im praktischen leben, aber allmählich ermüdet mich das traurigsein....

Kommentieren



marion, Di, 18. Mär. 2014, 01:02
Anteil nehmen und zuhören und Beistand leisten ohne die Nöte der Anderen an die eigene Seele herankommen zu lassen, das ist eine Kunst, die man vielleicht besser nicht lernt. Dieses traurige Gefühl kenne ich nur zu gut, jahrzehntelang haben wir nahe Verwandte an tückische Krankheiten verloren, begleitet, gekämpft, gelitten, Hoffnung geschöpft und wieder verloren und manchmal hatte man dieses hilflose Gefühl, dass es nur noch ums Sterben geht und Abschied nehmen und um sinnloses Leid. Man braucht soviel Kraft und Ausdauer und auch genug Selbstliebe um die eigenen Energiereserven wieder aufzutanken. Man muss dann einfach wieder lachen und Freude erleben dürfen, auch wenn um einen herum die Welt zusammenbricht. Alles Gute. Auf dass bald wieder bessere Tage kommen.

danke liebe marion :-)
ich freue mich schon auf meinen garten, dort kann ich entspannen und auftanken.

nehmen sie sich ein wenig mehr zeit für sich selbst, der garten wird dann sein teil dazu beitragen. es ist nicht gut für einen selbst, wenn man zuviel für die anderen da ist.

der garten und der frühling werden helfen, ganz sicher.

...., ganz sicher, liebe frau kelef!
und die sache mit 'mehr zeit für sich selbst' will noch nicht so ganz gelingen, aber ich bin fleißig am üben :-)
Kommentieren
 

siria, Di, 18. Mär. 2014, 12:49
Krankheit und Tod gehören zu Geburt und Leben dazu. Trauer ebenso wie Glück. Das Schicksal ist absolut blind, kennt keine Gerechtigkeit und erfüllt keinerlei Ansprüche.

Umso wichtiger ist es, für alle guten Momente und Freuden froh und dankbar zu sein. Und sich (und anderen) solche Momente selber zu schaffen.
Und dabei Satz 1 nie zu vergessen.
Wir hier im weitgehend friedlichen Europa stehen ja den grausamen gewalttätigen Zuständen in vielen Regionen der Welt (relativ) fern, hierzulande muss niemand verhungern und erfrieren oder ständige Angst um sein Leben und das seiner Angehörigen haben.

Mir zumindest hilft diese Einsicht auch in schwereren Zeiten immer wieder zur Gelassenheit und bringt mich ins Lot.

jedes hier von ihnen geschriebene wort, liebe siria, ist richtig, aber im leben der schicksalsgeprügelten gelten andere massstäbe. menschen, denen der boden unter den füßen weggezogen wurde, interessiert das leid anderer nicht im geringsten und es tröstet sie auch nicht, dass wir im friedlichen europa leben. besonders sensible und leicht zerbrechliche seelen brauchen langzeit gehhilfen mit zuhörtaste, damit sie sich nach und nach wieder aufrichten können.
ansonsten, über mich selbst habe ich eigentlich noch gar nicht richtig nachgedacht, wie ich in schweren stunden neben mir her gehen würde....

Erstaunlicherweise können Schicksalsschläge bei manchen Menschen ungeahnte Kräfte freisetzen. Eine Freundin von mir verlor mit 28 Jahren ihren Mann sehr rasch durch Krebs. Sie stand mit drei kleinen Kindern da und musste sich ein neues Leben aufbauen, Arbeit finden und durfte nicht in ihrer Trauer versinken. Der Mann einer anderen Freundin verunglückte kurz vor der Geburt ihres zweiten Kindes tödlich. Beide Frauen haben ihr Schicksal angenommen und bewunderungswürdig gemeistert, haben ihre Kinder allein groß gezogen und beide später noch zu neuen Partnerschaften gefunden. In diesen Fällen hat sich der Spruch von Abraham Lincoln bestätigt, den ich wohl schon mal zitiert habe: "Die meisten Menschen sind ungefähr so glücklich, wie sie sich entschließen, es zu sein."
Bitter für die, denen es nicht gelingt, ihre innere Waage zu finden und Mut für ein neues Leben zu schöpfen.
Aber ich denke, dass man das Wort "Selbstheilungskräfte" wörtlich nehmen muss. Sie selber können sicher mit freundlicher Zuwendung und geduldigem Zuhören unterstützend wirken. Aber es nimmt auch Ihnen die Lebensfreude, wenn Sie sich zu sehr in den Strudel hinab ziehen lassen. Positiv zu denken ist für alle besser...

(Hoffentlich kommt das nicht zu oberlehrerhaft rüber. Aber ich weiß schon, wovon ich spreche...)

danke, dass sie sich zeit genommen haben zu dem thema und es werden ihnen sicher auch betroffene, stille leser für die anregungen sehr dankbar sein.
(passt alles bestens, nix kommt zu oberlehrerhaft rüber ...)
Kommentieren
 

sturmfrau, So, 30. Mär. 2014, 12:08
Das Gefühl von Erschöpfung und Resignation angesichts so viel Traurigkeit kann ich gut nachvollziehen.

Deshalb an dieser Stelle (wenn auch nachträglich) eine Umarmung von meiner Seite. Weise Dinge haben die anderen hier schon geschrieben.

haben sie vielen dank für die anteilnahme, liebe sturmfrau, ich weiß das sehr zu schätzen. wahrscheinlich ist es ihnen schon aufgefallen: momentan bin ich nur eine stille leserin bei ihnen – leider habe ich keinen passenden rat für sie parat. fühlen sie sich umarmt.

Ich finde es absolut in Ordnung, wenn Sie still lesen. Da machen Sie sich mal keine Gedanken.

Sie sind auch nicht die einzige, die keinen Rat zu meiner gegenwärtigen Lage hat. Um mich herum sind beinahe alle ziemlich sprachlos, und es ist ja auch so, dass ich das Problem allein lösen muss.

Aber es geht ja hier an dieser Stelle nicht um mich. Schön finde ich, dass gegenseitiges Umarmen auch auf all die Kilometer Distanz so gut tun kann. Das ist vielleicht die Hauptsache.
Kommentieren