l e b e n s w e i s e
Sammelleidenschaft -
feuerlibelle, Mo, 19. Mai. 2014, 00:45
immer dann, wenn das wetter draußen verrückt spielt und meine geplanten aktivitäten im freien ins wasser fallen, ziehe ich mich gern zurück und bewundere meine angehäuften alten sachen. bei schriftstücken und fotographien aus kriegszeiten halte ich mich lang auf, weil ich jedes papierl in die hand nehme und begutachte es von allen seiten. ich weiß jetzt gar nicht mehr wie oft ich schon die feldpostbriefe eines soldaten durchgelesen habe. ein vergilbtes stück papier in der hand zu halten, wird mit großer ehrfurcht wahrgenommen. besonders hervorheben möchte ich meine neue "schatzkiste", ein relikt aus dem zweiten weltkrieg. in der feldkiste werde ich meine lieblingsstücke aufbewahren.....



aus friederike's verlassenschaft habe ich noch ein paar alte photos vorgefunden, die mir ein rätsel aufgeben. die aufnahmen könnten aus den 20-er jahren stammen und zeigen junge männer mit eigenartig dekorierten hüten.





ich könnte mir vorstellen, dass es sich dabei um bestimmte hochzeitsrituale handelt, aber genauso gut könnte es auch ein männlichkeitszeugnis oder sowas ähnliches sein. merkwürdig ist auch die "schulter/brust-dekoration" auf dem ersten photo. hat jemand aus der nachbarschaft eine idee, was der üppige herrenschmuck bedeuten könnte?

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feuerlibelle, Mo, 19. Mai. 2014, 02:17
den habe ich besonders gemocht, er war so volksnah und so fesch ;-). naja, ist auch schon sehr lange her....

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sturmfrau, Mo, 19. Mai. 2014, 11:11
Eine solche Schatzkiste besitze ich auch. Sie ist randvoll mit alten Fotos aus dem Besitz meiner Großmutter, aber auch mit Schriftstücken wie Feldpost, alten Erbverträgen meine Urgroßeltern betreffend, Lebensmittelkarten, Ausweisen und langen, handgeschriebenen Briefen aus der Zwischenkriegszeit.

Immer, wenn ich insbesondere diese Briefe in der Hand habe, wird mir bewusst, wie anders die Welt damals noch war. Da dauerte es bisweilen Wochen, bis man Nachricht vom anderen bekam, und deshalb sind auch die Briefe keine kurzen Notizen, sondern eigene Welten für sich, in denen vom Alltag, aber auch von besonderen Ereignissen berichtet wird. Und oft die Frage: "Hast Du von diesem oder jenem etwas gehört? Wir warten schon so lange auf Nachricht!"

Über die alten Fotos habe ich ja auch schon einmal drüben bei mir berichtet. So eindrucksvoller Männerkopfschmuck wie hier bei Ihnen ist mir beim Durchstöbern meiner Kiste allerdings noch nicht begegnet. Die jungen Männer wirken beinahe, als gehörten sie einer geheimnisvollen Bruderschaft an...

das interessante an der schatzkiste ist, dass ich die erst vor einem monat im zuge der räumung eines dachgeschosses geschenkt bekommen habe (ansonsten wäre die im sperrmüll gelandet) und momentan bin ich auf der suche nach einem geeigneten platz, weil die historische truhe zurzeit leider mitten im bügelzimmer steht. irgendein fahrbares untergestell muss ich mir noch ausdenken und dran befestigen, bevor die bodenfliesen beschädigt werden. der inhalt der schatzkiste ist vielschichtig,– persönliches aus der familie und verwandtschaft, vermächtnisse von freunden, erinnerungen an begegnungen mit hohen persönlichkeiten und eine menge fremdes material. zu den, auf den photos abgebildeten personen habe ich zum beispiel überhaupt keinen bezug, weil ich die meisten bilder einfach nur vor der entsorgung gerettet habe....
aus der zeit um 1880 besitze ich einige handgeschriebene dokumente und visitenkarten, die mich heute noch emotional fesseln. aber dem grunde nach ist das nichts anderes als ein schwelgen in der nostalgie.....
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mark793, Mo, 19. Mai. 2014, 11:23
Hm, ob die Herren vielleicht zu den Illuminaten gehören, deren Motto bekanntlich "ewige Blumenkraft" lautet? ;-)

Ansonsten sagt mir mein Bauchgefühl, dass die Fotos etwas älter sein dürften, vielleicht eher aus der Zeit vor dem ersten Weltkrieg als aus den 20ern. Aber wie gesagt, ist nur so ein Gefühl, fundiert begründen kann ich das nicht.

das liegt daran, wie die jungen Herren Ihre Kragen tragen.
und an dem kaiser-wilhelm-bart des einen.

ich tippe eher auf blumengekröntes kanonenfutter:
lassen Sie guhgel nach "Musterung 1. Weltkrieg" Bilder suchen.

Unter den ein oder anderen Schnipseln ein kleiner Zeitungsausschnitt, fast versehentlich ins Altpapier gegeben: Die Landser aus dem Raum Mainz und Wiesbaden senden herzliche Weihnachtsgrüße an die Heimatfront.
Man möchte sich nicht vorstellen, dass das für lange Zeit alles ist, was man von dem Mann hört.

@markt793:
mit ihrem bauchgefühl könnten sie richtig liegen, herr mark :-)
ich habe die 20-er jahre auch nur geschätzt, nachdem andere bilder (mit ähnlicher bekleidung) auf der rückseite mit 1918 beschriftet waren.

@marion:

für ihren hinweis bekommen sie 100 punkte! habe auch sofort die dazugehörige region gefunden. danke!

http://www.google.at/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=8&ved=0CEwQFjAH&url=http%3A%2F%2Fmarkt-piesting.topothek.at%2F%3Fdoc%3D22780&ei=Xdt5U7PDK8TX7Aa2_oCABA&usg=AFQjCNFaIjoH4WE5u0chng0ABLgXz5lezg&bvm=bv.66917471,d.ZGU

ich war zu zynisch, aber Sie verstehen schon, weshalb. Die armen jungen Männer, da hat man sie noch gefeiert, aufgeputscht, stolz gemacht und dann in so großes Elend geschickt. 100 Jahre ist das erst her.

(mein großer neffe wird jetzt 14, die jungs da waren teilweise 16 bei der musterung, das wird sehr persönlich wenn man sich das heute vorstellt.
mein opa ist jahrgang 1906 gewesen und hatte viel zu erzählen über die hungerjahre in seiner kindheit. das hat unsere familie im grunde bis zu uns geprägt.
an vielen orten der welt ist es jetzt immer noch so, man hetzt kinder gegen kinder.)

wer kann sich heute schon vorstellen, dass man jungen männern blumen umhängt, weil sie würdig sind, dem vaterland im felde gegen den feind ehre zu bringen...

ich hab sie schon richtig verstanden, liebe marion. für mich sowieso unbegreiflich, wie man junge männer die oft noch halb kinder waren, in den blutigen krieg hat schicken können. dass die musterung in den 1.weltkrieg mit so einem feierlichen ritual belegt wurde, durfte an dem tiefen patriotismus zum vaterland gelegen haben. ich weiß es auch nur aus erzählungen über dritte, dass mein großvater aus liebe zum kaiser und zum vaterland sein junges leben bei kämpfen um temesvar verloren hat.
ich hasse kriege und ich hasse kriegerische gedanken...
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feuerlibelle, Di, 20. Mai. 2014, 15:38
ich bin dem schicksal unendlich dankbar, dass es mir ermöglicht wurde, bis heute in einer halbwegs friedlichen welt mein leben zu gestalten und zu genießen. sowohl meine als auch die nachfolge generation kann sich nicht annähernd vorstellen, unter welchen grausamen umständen unsere eltern, großeltern und urgroßeltern die kriegszeiten erlebt und überlebt haben.

was ein ahnenpass zu bedeuten hat, wusste ich eigentlich nur aus den verschiedensten kriegsfilmen, aber so richtig hab ich mir darunter nicht viel vorstellen können. nach friedl's ableben vor drei jahren habe ich einen alten zerrissenen karton aus ihrer wohnung an mich genommen, diesen in einen überkarton gesteckt und ins regal unter "vergangenes" gestellt. jetzt habe ich die sachen gesichtet, sortiert, aufgeteilt und platz dafür in der schatztruhe geschaffen. seit ein paar tagen kann ich nicht richtig einschlafen - meine gedanken kreisen bei den vielen leidtragenden menschen, die durch einen geistesgestörten idioten durch die hölle gegangen sind...
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siria, Mi, 21. Mai. 2014, 02:01
Die vielen Fernsehfilme, Dokumentationen und etliche Bücher zum Thema Erster Weltkrieg treiben mich zurzeit sehr um im Bemühen, zu begreifen, warum Völker aufeinander gehetzt werden. Sehr ergriffen hat mich das gerade ausgelesene Buch "Traum aus Stein und Federn" von Louis de Bernières, das schon vor 10 Jahren auf deutsch erschienen ist. Es schildert das friedliche und multikulturelle Leben an der türkischen Westküste vor dem Auseinanderbrechen des Osmanischen Reiches und die grausame Zerstörung des Lebens der Menschen verschiedener Religionen und Ethnien durch aberwitzige politische Entscheidungen. -
Aber man braucht ja nur aktuell nach Osten (und in andere Weltgegenden) zu schauen, um zu sehen, was politischer oder religiöser Fanatismus anrichtet...

ja, heute war auch wieder eine erschütternde dokumentation über den ersten weltkrieg, aber ich schaffe es nicht, mir die sendung in ihrer gesamtlänge anzuschauen.

traurig, dass die menschheit nichts dazu gelernt hat.
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