l e b e n s w e i s e
Spione
feuerlibelle, Sa, 12. Jul. 2014, 15:53
hat es immer schon gegeben und es wird sie auch in zukunft geben.

a u s s p i o n i e r e n
mit anderen worten: vertrauen ist gut, kontrolle ist besser. (zitat lenin)

dudu, du kleiner spion, du
(absoluter kult aus den 80-ern)

bei bekanntwerden von egalwelchen spionageaffären geht vor meinen augen jedesmal ein verstaubter geschichtsvorhang auf und dahinter ruft das lebenskino seine lustigen, halblustigen und oft auch traurigen geschichten ab. das meiste davon aus meiner ostblock-studentenzeit.

ich denke heute noch oft an meinen lieben freund jürgen aus potsdam, der mich mehrmals im jahr besucht hat, nur um aus der ddr rauszukommen. dass wir damals auf schritt und tritt überwacht und bis auf die unterhosen ausspioniert wurden, erfuhr ich erst als ich in den darauffolgenden wochen ins innenministerium vorgeladen und dort bei einem "aushorchen" versucht wurde mich wie eine zitrone auszuquetschen. hundertmal dieselbe frage: warum-wieso-weshalb. das kann man sich heutzutage gar nicht mehr vorstellen.

das ausspionieren anno dazumal hat vorwiegend in öffentlichen einrichtungen wie kaffeehäuser, hotelhallen, restaurants, kinos, straßenbahnen, jugendcentern, tanzlokalen, usw. stattgefunden. neben den parteidienern, die man schon auf 100 meter entfernung erkannt hat, wurden auch sozinachbarn, studenten die taschengeld gebraucht haben, aber auch normalbürger die sich durch den sonderdienst besondere staatsbegünstigungen erhofft haben, angeheuert. die angst vor spionen/vernaderern war allgegenwärtig und als wir uns nicht mehr sicher waren, ob nicht auch der schulkollege nebenan von der bespitzlerbande ist, haben wir eine neue strategie entwickelt, die voll aufgegangen ist.
mehr darüber demnächst....

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wuhei, Sa, 12. Jul. 2014, 19:57
Hallo meine Liebe,
ich kann mich noch sehr gut erinnern, welche Panik mein (Ex)Mann 1982 hatte, als ich das erste Mal bei ihm in Budapest war und ich in einem Restaurant - nicht einmal besonders laut - erwähnte, daß mich die Anwesenheit so vieler russischer Polizeistreifen / Militärs ein Bißchen befremdete. Zu Hause hat er mir dann erklärt, daß alle Ausländer, besonders aber Österreicher (als mögliche Fluchthelfer!!) immer beobachtet werden. Bewiesen wurden seine Worte dann bei meiner Ausreise, als mein Auto völlig zerlegt und besonders genau durchsucht wurde und auf meine Frage die ungarisch+russischen Beamten genau wussten, bei wem ich war und was ich dort gemacht hatte - MAKABER !! Daher wollte ich damals auch nicht in Ungarn leben.
Liebe Grüße, Iris

sie haben dein reiseziel und den zweck deines aufenthaltes schon vorher perfekt ausspioniert und dich ab der grenze auf schritt und tritt überwacht, ohne dass du davon etwas bemerkt hast. und die unsinnigen autodurchsuchungen galten als fixpunkt ihres psychoprogramms,- damit haben sie viele menschen in letzter sekunde in die knie gezwungen. gfraster! genauso hat sich das ausspionieren seinerzeit abgespielt. liebe iris, ich danke dir für deinen kommentar, das ist ja eine wahre geschichte.
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feuerlibelle, Mo, 14. Jul. 2014, 14:28
I.
wir, eine clique von 8 studenten aus verschiedenen ländern, wurden bei den örtlichen behörden als eine aufwieglerische, staatsfeindliche jugendbande gebrandmarkt. dem grunde nach waren wir eine harmlose, fast unauffällige und eher eine spießige gruppe von selbstbewussten jungen menschen, die sich von dem system nicht einlullen hat lassen. wer sich seinerzeit von der einheitspolitik nicht manipulieren hat lassen, dem wurde eine sonderbehandlung nach der anderen verabreicht, mit einer rund-um-die-uhr-bespitzelung, bis er eben völlig gebrochen reue und einsicht zeigte.

um den venaderern eins auszuwischen, haben wir uns ein eigenes vokabular zurecht gelegt, das sinngemäß eine völlig andere bedeutung hatte, als es von den lauschern wahrgenommen wurde. und weil es uns an phantasie selten gefehlt hat, haben wir ein paar abenteuerliche geschichten erfunden, die wir einander in unserem stammcafe erzählt - so laut und lustig erzählt, dass die an nebentischen zeitungsverdeckt sitzenden spione mit den ohren nur so geschlackert haben. wir hatten riesenspaß. doch in unserem glücksrausch hat keiner von uns daran gedacht, dass wegen einer erfundenen reise nach paris die staatssicherheit aktiv werden könnte. nach dem glücksrausch folgte die ernüchterung in einem kellerraum ohne fenster. das verhör war brutal..
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