l e b e n s w e i s e
Fremde Hilfe I
feuerlibelle, So, 11. Nov. 2007, 21:30
Die Geldbeschaffungsmaschinerie läuft auf Hochtouren und es wird alles daran gesetzt, dem Volk möglichst hohe Spendensummen aus dem Börserl zu entlocken. Aus allen möglichen Ecken und Enden springen einem die Spenden-Sammelstellen entgegen. Vor einigen Jahren waren es noch die harmlosen Wohltätigkeitsveranstaltungen, dann kamen die Charity-Ladys mit ihren ausgefallenen Flohmärkten und der neueste Schrei auf diesem Gebiet ist der Promi-Punschverkauf. (man wird zum Alkoholkonsum animiert). Von der täglichen Post, - persönlich adressierten Bettelbriefen mit beigelegten Zahlscheinen rede ich erst gar nicht. Es ist allerdings erschreckend, wer alles im Besitz meiner Privatadresse ist. Ein unangenehmer Zwischenfall vom Samstag veranlasst mich zu diesem Eintrag: Ich stehe bei einem Bäckereistand am Markt und warte bis ich dran komme. Die Verkäuferin fragt die Kunden beim Abkassieren: "wollen sie einen Euro für arme kranke Kinder spenden?" Als ich dann an der Reihen war, hat sie mich dasselbe gefragt. Meine Antwort war NEIN. Es war weder eine Ankündigung noch ein Plakat über Spendenaktion sichtbar angebracht. Die Verkäuferin konnte nicht sagen, für welche arme kranke Kinder die Spende sein soll. Nebulose Sache, wenn nicht schon im Graubereich.

Das Großunternehmen "Licht ins Dunkel" mit einem riesigen Personalstab, ist schon fast ein Staatsbetrieb. Gesponsert von ORF, zahlreichen Großkonzernen, - die verdammt viel Geld in die Hand nehmen müssen, um als Sponsor überhaupt genannt zu werden. Mittelständische Handwerksbetriebe verkaufen ihre Erzeugnisse schon ab Oktober zugunsten von ... > das heißt: der Rohstofflieferant liefert seine Ware kostenlos an den verarbeitenden - sagen wir BäckereiBetrieb; der Bäcker erzeugt die Backwaren kostenlos für Licht ins Dunkel, das Endprodukt wird dann um 6-7 Euro pro Stück an die Konsumenten verkauft. Der Erlös wandert in den Topf von Licht ins Dunkel. Das ist doch "sich mit fremden Federn schmücken", oder ?
Und ich werde das Gefühl einfach nicht los, dass bei der Vergabe von Spendengeldern mit unterschiedlichem Maß gemessen wird.

Auf meiner jährlichen Advent-Spendenliste steht SOS-Kinderdorf und der Blindenverein. Das sind Überweisungen. Für DIE GRUFT - 'Unterkunft für in Not geratene Menschen' - also großteils Obdachlose, bringe ich meine bescheidene Adventspende persönlich vorbei. Sonst gibt's keine Spenden. Definitiv nicht. Und ab 2008 spende ich gar nichts mehr. **)

Der Spektakel um die Spendefreudigkeit der Österreicher ist nur viel heiße Luft und die ganze Sache nervt schrecklich.
Ohne freiwillige Helfer und ohne Freigebigkeit der Menschen in diesem Land wäre die Republik schon längst bankrott. Und Licht ins Dunkel gleich mit. Tja, so ist das in Österreich. Wie das bei den Nachbarn in Deutschland und in der Schweiz ist, weiß ich leider nicht.
Wahrscheinlich ähnlich.

Edit: **) ich hab schon den richtigen Spendenersatz-Wegweiser für 2007 gefunden. Näheres in den Kommentaren

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kelef, Mo, 12. Nov. 2007, 01:38
ich spend' gar nichts. aber ich kaufe jedes jahr kleine give-aways wie kerzen, kerzenhalter, tücher, etc. bei behindertenwerkstätten. die haben fast alle einen direktverkauf, man kann auch bestellungen aufgeben.

vor jahren habe ich auch für die firma weihnachtsgeschenke dort bestellt, kleine adventskränze, weihnachtskrippen, etc. säuberlichmit dem behindertenwerkstatt-pickerl versehen. und ich habe mir - als nicht-karten-schreiberin - 200 billetts mit seidenmalerei machen lassen, jedes ein unikat. viele davon gebündelt auch als geschenke weitergegeben, viele verwendet. sher hübsch auch: drei nebeneinander in einem passepartout an der wand. oder einzeln, gerahmt.

nette holzkinderspielzeuge machen die auch, die schwerstbehinderten schleifen specksteine mit vorgebohrten löchern glatt: schöne teelichthalter. auch kleine deckchen gibt es, oder batiksachen. adventskalender und ostereier und krawatten manchmal auch.

so kommt die kohle direkt dorthin wo sie hingehört, und das beste daran ist: was meinen sie, wie die leut' sich freuen wenn da jemand kommt und schaut und aussucht und kauft. so kann man auch einen beitrag zur wertschätzung der behinderten leisten, ganz nebenbei bemerkt. und wer einmal dort gewesen ist mit offenen augen der weiß ganz genau, wie gut es ihm selber geht.

wenn mich wer fragt ob ich spende, sage ich einfach: so nicht.

detto tierschutz: nein danke, ich schütze schon: meinen wegwerfhund, und mein tierarzt kriegt immer extra kohle und medikamente etc. für bedürftige oder kinder, deren eltern die sinnhaftigkeit des krallenschneidens bei wellenvögeln oder wenigerschweinchen bezweifeln. und ich weiiß genau, dass das funktioniert.

... da sind ja sehr gute und brauchbare Anregungen dabei - und könnten sie liebe Frau Kelef, eventuell auch eine bewährte Adresse weiter empfehlen ?
Das wäre ganz super. Dankeschön !
Schrittweise nähere ich mich auch schon zu der Handhabung, die sie eben beschrieben haben. Ich muss nur konsequent bleiben , denn in manchen Situationen fällt es mir noch sehr schwer, NEIN zu sagen -

Das ist ja auch sicher mit einkalkuliert - denleuteneinschlechtesgewissenmachen.

Nahmd nach Wien übrigens ;)

Frau Kelef macht es sehr richtig, kauft dort, wo es auch gleich an der richtigen Stelle ankommt. Und obendrein drückt sie damit ihre Wertschätzung den Menschen aus, die von unserer Wohlstandsgesellschaft abgeschoben und an den Rand gedrängt werden. Ist in Österreich bestimmt nicht anders wie hier in Deutschland.
Ich machs ähnlich - und jedes Jahr wieder aufn letzten Drücker kurz vor Weihnachten ;) . Geschenke werden im "Eine-Welt-Laden" oder in der sogenannten Behinderten-Werkstatt besorgt.
Und wenn überhaupt Spende, dann SOS-Kinderdorf.

Liebe Frau Libelle, schauen Sie doch einmal hier:

http://www.dielebenshilfe.at/index.php?id=30

Dank Ihrer Hilfe liebe Frau Kelef, haben wir nun den richtigen SPENDENERSATZ-WEGWEISER für Weihnachten 2007 aufgestellt.

ich bin entzückt!
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