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Eine Stadt mit vielen Gesichtern... (2)
feuerlibelle, Mi, 12. Jan. 2011, 00:25
die gute alte burg hoch oben auf dem hügel hat seit jeher ein vertrauliches freundliches gesicht gezeigt und das auch als die fassade schon schwer am abbröckeln war....
als junge stundentin vor hundert jahren habe ich fünf jahre in dieser eigenartigen stadt verbracht und die schönsten erinnerungen an meine romantischen und glücklichen rendezvous aus dieser zeit bleiben unvergesslich. die burg war immer schon der ideale platz für verliebte, insbesondere in den sommermonaten. wo heute das parlament steht, war zur damaligen zeit ein freilichtkino - auf der rückseite der burg den hügel hinunter sind wir in decken eingewickelt (unter anderem auch zum schutz gegen gelsenstiche) gesessen oder manchmal auch gelegen und haben uns den liebesfilmen hingegeben....
ich kannte die stadt wie kein anderer und es gab keine straße die meine füße nicht betreten hätten. als stundenten hatten wir bei jeder politischen kundgebung (1.mai, 9.mai, staastbesuche usw) anwesenheitspflicht durch formationen und sind die ganze stadt zufuß auf- und abgegangen....
heute wenn ich in die stadt abfahren will, brauche ich einen ansager, sprich einen navigator. die stadt hat sich rasant erneuert, nur die historische altstadt ist in etwa gleichgeblieben.
zum schluß möchte ich noch eine meiner merkwürdigsten geschichten hier verewigen: wie jeden sonntag, waren wir auch an einem kalten februarsonntag wieder die ganze gruppe beim fünf-uhr-tee in einem benachbarten stundenheim. die stimmung war gut, eine musikgruppe aus venezuela hat ihr bestes gegeben und auch die politischen diskussionen haben sich in grenzen gehalten. es gab keine sticheleien, also wir haben uns artig und friedlich benommen. ein jemenischer student, dem seine eltern gerade viele us-$ geschickt haben, übte sich in bestechung beim heimportier, damit dieser uns verrät, wo und vieviele stasi-spitzeln im saal sitzen...
die bestechung hat nicht ganz funktioniert und weil wir uns stark beobachtet fühlten, beschlossen wir das lokal in aller stille zu verlassen und dann zufuß über die februarka straße in die stadt zu gehen. als wir alle zwölfe draußen waren, haben wir uns eingehägt und eine menschenkette über die straße gebildet. die ungarischen kollegen haben ein kampflied angestimmt und im nu sind wir laut singend im schritt marschiert.....
nach etwa 1 km fußmarsch war endstation - zwei dunkelgrüne polizeibusse und acht sicherheitskräfte haben uns aufgehalten, in busse verladen und im innenministerium/abteilung öffentliche sicherheit in eine zelle eingesperrt. nach zehn stunden kam ein gewaffnetes grünmännchen und einen nach dem anderen zum verhör abgeführt. nach 24 stunden wurden wir freigelassen. mit einem seltsamen vermerk im personalausweis. von dem tag an waren wir alle zwölf studenten auf der schwarzen liste - wegen verbreitung unerlaubter texte...
-ende der geschichte-
als junge stundentin vor hundert jahren habe ich fünf jahre in dieser eigenartigen stadt verbracht und die schönsten erinnerungen an meine romantischen und glücklichen rendezvous aus dieser zeit bleiben unvergesslich. die burg war immer schon der ideale platz für verliebte, insbesondere in den sommermonaten. wo heute das parlament steht, war zur damaligen zeit ein freilichtkino - auf der rückseite der burg den hügel hinunter sind wir in decken eingewickelt (unter anderem auch zum schutz gegen gelsenstiche) gesessen oder manchmal auch gelegen und haben uns den liebesfilmen hingegeben....
ich kannte die stadt wie kein anderer und es gab keine straße die meine füße nicht betreten hätten. als stundenten hatten wir bei jeder politischen kundgebung (1.mai, 9.mai, staastbesuche usw) anwesenheitspflicht durch formationen und sind die ganze stadt zufuß auf- und abgegangen....
heute wenn ich in die stadt abfahren will, brauche ich einen ansager, sprich einen navigator. die stadt hat sich rasant erneuert, nur die historische altstadt ist in etwa gleichgeblieben.
zum schluß möchte ich noch eine meiner merkwürdigsten geschichten hier verewigen: wie jeden sonntag, waren wir auch an einem kalten februarsonntag wieder die ganze gruppe beim fünf-uhr-tee in einem benachbarten stundenheim. die stimmung war gut, eine musikgruppe aus venezuela hat ihr bestes gegeben und auch die politischen diskussionen haben sich in grenzen gehalten. es gab keine sticheleien, also wir haben uns artig und friedlich benommen. ein jemenischer student, dem seine eltern gerade viele us-$ geschickt haben, übte sich in bestechung beim heimportier, damit dieser uns verrät, wo und vieviele stasi-spitzeln im saal sitzen...
die bestechung hat nicht ganz funktioniert und weil wir uns stark beobachtet fühlten, beschlossen wir das lokal in aller stille zu verlassen und dann zufuß über die februarka straße in die stadt zu gehen. als wir alle zwölfe draußen waren, haben wir uns eingehägt und eine menschenkette über die straße gebildet. die ungarischen kollegen haben ein kampflied angestimmt und im nu sind wir laut singend im schritt marschiert.....
nach etwa 1 km fußmarsch war endstation - zwei dunkelgrüne polizeibusse und acht sicherheitskräfte haben uns aufgehalten, in busse verladen und im innenministerium/abteilung öffentliche sicherheit in eine zelle eingesperrt. nach zehn stunden kam ein gewaffnetes grünmännchen und einen nach dem anderen zum verhör abgeführt. nach 24 stunden wurden wir freigelassen. mit einem seltsamen vermerk im personalausweis. von dem tag an waren wir alle zwölf studenten auf der schwarzen liste - wegen verbreitung unerlaubter texte...
-ende der geschichte-
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