l e b e n s w e i s e
Glasklar
feuerlibelle, Do, 22. Jan. 2009, 22:56


nach einem einstündigen aufenthalt in einem mit grippeviren verseuchten warteraum des augenarztes und einer anschließenden zwanzigminütigen präzisionsvermessung meines mittleren gesichtsfeldes, beim ebenso mit grippeviren verseuchten lieblingsoptiker fælmånn, konnte ich meine brillensammlung von vier auf sechs aufstocken. [dazu muss ich aber sagen, dass ich keine brillenträgerin bin, sondern ich setze nur nach bedarf entweder die lesebrille oder die fernbrille auf.] und weil gute brillenfassungen nicht gerade billig sind, habe ich zwei modelle aus dem vorjahrskauf für die neuen brillen hergegeben.

ich weiß nicht, wie sie das ganze sehen und beurteilen, aber ich finde, dass der gang zum augenarzt+optiker von jahr zu jahr teuerer wird. zur schonung meines budgets habe ich heute schon gehofft, dass bei zurverfügungstellen von zwei fassungen die gesamtrechnung nicht gar so viel ausmachen würde. dem war's leider nicht so. glasklar in die ferne kostet 202 und für die nähe 97, in summe also 300, ohne fassungen wohlgemerkt. [kosten für fassungen rund 250]

na gut, ich werde die dreihundert einigermaßen verkraften, aber was machen ältere gebrechlichen menschen, die von der hand in den mund mit einer mindestpension unter 700 ihr dasein fristen müssen. diese armen menschen können sich einen glasklaren blick gar nicht mehr leisten.
ich sag’s jetzt so gradaus: |... wenn’s alt und arm bist, so, dass es zum leben zu wenig aber zum sterben zuviel ist, obendrein nix mehr siehst, dann kannst dir das leben gleich abschminken....|
das waren heute so meine alter & armut-gedanken auf dem fußweg nach hause...

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sid, Fr, 23. Jan. 2009, 00:43
Es gibt aber auch Optiker, die Aktionen laufen haben. Zwei Fassungen zum Preis von einer oder Altersrabatte - allerdings kann ich nicht mitreden, da ich noch IMMER NICHT beim Augenarzt war, seit dem mißlungenem Versuch im Vorjahr...

Das letzte Mal war ich 2001 - Schande...
(Liegt u.a. daran, daß meine damalige Ärztin meine aktuelle Kassa nicht akzeptiert..)

ja, einen optiker mit aktionen und altersrabatt hab ich schon kontaktiert, nur die fassungen die er in aktion anbietet, schauen schlimmer aus als die früheren kassenbrillen.
und die serviceleistungen sind auch nicht so gut wie bei dem anderen.

bitte gehe bald zum Augenarzt! irgendeinen arzt in deiner umgebung wirst schon finden oder wenn du magst, schreibe ich dir die adresse von meinem arzt auf...
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gorillaschnitzel, Fr, 23. Jan. 2009, 02:39
Klingt wie die Russifizierung des Gesundheitswesens (vor knapp nem Jahr in Russland gewesen und erkannt: Man kann dort leben. Solange man nicht alt, krank oder arm ist).

Ich zumindest kenne aus dem Jugendbereich auch recht "günstige" Modelle, die nicht mal sooo scheiße aussehen müssen und das läuft dann so mit etwa +/- 100 ab.....
Ich Brillenträger zahl derart viel für den Scheiß, dass ich so etwa alle 5 Jahre mal ne neue Brille kauf....

es wird sie nicht trösten, aber meine all-in-one-brille kostete beim normalen optiker trotz eines zweistelligen prozentnachlasses zarte, elegante € 780.--, die krankenkasse zahlt davon zierliche € 45.--

dafür habe ich eine fast gewichtslose, unzerbrechliche, rahmenlose gleitsichbrille mit eingebauter sonnenbrillenfunktion, dunkle version. und ein gestell mit ohne scharniere.

bei vier dioptrien geht ohne brille gar nichts, und mit siehe oben. die billigsdorfer-brillen vertrage ich nicht: gestell mit gewicht auch nicht. metallfassungen nur titan, sonst allergische reaktion, und wenn man den schädel nicht drehen kann dann ist es ziemlich wichtig, die gleitsichtgläser zu kriegen die nicht nur einen tunnenblick, sondern auch ein rechts-links-oben-unten erlauben.

die krankenkasse versteht das voll und ganz, und zahlt trotzdem nicht mehr. hahaha.

....und noch absurder: Ich bekäme Kontaktlinsen voll (zu 100%) finanziert, weil die meinen Sehschaden angeblich deutlich besser regulieren als eine Brille.

@fraukelef: sie glückliche mit ihrer all-one-brille; ich hatte 2007 auch so ein super face-accessoire verordnet bekommen, um nicht ganze 850€. zweimal getragen, zweimal über dieselbe treppe mit 18 stufen sanft runtergepurzelt, nachher nie mehr aufgesetzt.
mein kopf und meine hws mögen das gerät nicht.
also wieder was neues, beziehungsweise wieder zurück zu wechselbrillen.
soweit mir bekannt ist, haben die kranken kassen im jahr 2007 (?) die meisten behelfszuschüsse stark herabgesetzt und einige sogar ganz gestrichen, wie auch die brillengläser. mir zahlt die wgkk keinen zuschuss.


@gorillaschnitzel: ....das ist aber wirklich ein schmankerl; ich kann es mir nur so vorstellen – sie haben entweder eine top-sonderklasse-krankenversicherung oder sie sind im staatsdienst versichert. ;)

Kontaktlinsen bekäm ich auch voll finanziert. Dass ich die Dinger nicht vertrage ist egal, an die Brille bezahlt meine Versicherung alle zwei Jahre einen mickrigen Beitrag.

@feuerlibelle: Weder noch. Ich habe einen etwas seltsamen Sehschaden (nur ein Auge ist betroffen, das andere sieht ganz normal und der Dioptrienunterschied zwischen dem einen und dem anderen Auge liegt bei 3,5). Ich hatte so Dinger auch mal, hatte damit aber mehr Stress und Ärger und bin nicht damit zurechtgekommen...

...achso, ich verstehe. über kontaktlinsen weiß ich leider nicht so gut bescheid, werde mich aber bei den jeweiligen trägern erkundigen, wie das mit der vergütung bei der kk funktioniert.
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pandora77, Fr, 23. Jan. 2009, 13:10
Harte Worte, Frau Libelle, harte Worte... Sich das Leben gleich abschminken. Nu ja.

Leben abschminken ohne Brille kann ins Auge gehen ; )

na ja. abschminken mit brille auch.

; )))

aber meine damen, das waren eben meine nüchternen gedanken über alter & armut. der härtegrad der gedanken entsteht aus der gerade erlebten begebenheit. ich gehe mit offenen augen durch die welt, da sieht man dann schon grausliche schicksale. und um diese nur andeutungsweise bildlich zu papier zu bringen, müssen auch harte worte her...
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frauaehrenwort, Fr, 23. Jan. 2009, 17:01
Demnächst laufen wir alle ohne Zähne und blind herum, weil sich kein Mensch mehr die Grundversorgung leisten kann. Da kommen ganz harte Zeiten auf uns zu. Wofür wir Krankenkassenbeiträge zahlen weiß ich auch nicht. Allen Scheiß muss man selber bezahlen.

sie haben vollkommen recht, frau aehrenwort. ich gehe noch einen schritt weiter; vor ein paar jahren sprach man in österreich von einer armutsgrenze in der unteren schicht. heute befindet sich schon ein teil des mittelstandes in armut. aber, wir sind eines der reichsten länder europas. das ist wirklich zum heulen.
ich kenne einen regierungsbeauftragten, der schon über sieben jahre an dem projekt "armutsbekämpfung" arbeitet. nach dem motto: außer spesen nichts gewesen - aber er hat einen krisensicheren job, bis zu seiner pensionierung...

Es IST so. Es tut trotzdem, weh das zu lesen. Weil ich mehr oder weniger tagtäglich sehe, wohin das führt. "Prekariat" sagt man heute wohl dazu. Aber was will frau machen, wenn sie mit 57 den Job verliert, wegen Umstrukturierungen? Nicht mehr ganz taufrisches Eisen, das noch lange nicht alt ist, aber kein Geburtsblut mehr an sich haften hat, ist heutzutage nicht mehr gefragt. Diese Gesellschaft sucks!!!

Die schlechte Nachricht: Wir verarmen

Die gute Nachricht: Auf ziemlich hohem Niveau (zumindest wenn man die Maßstäbe von "Armut" an die allgemeinen anlegt....es wird ja nicht die Dritte Welt werden).

Das unbegreifliche ist ja, dass es Berufe gibt, die so wenig verdienen, dass am Ende genau gleich viel über bleibt wie bei der "Finanzierung durch den Staat". Und es sind heute nicht mal so sehr die Leute 50+....die werden -zumindest in Deutschland- wohl so einigermaßen durchkommen....es sind mehr die Jahrgänge 1965jünger, bei denen das wohl ziemlich sicher durchknallen wird. Richtig dreckig ist es um die 1980erjünger bestellt: Die drehen erstmal zig Warteschleifen, ehe sie dann irgendwo ein unbezahltes Praktikum kriegen und dann irgendwann mal mit 30oderso produktiv tätig werden dürfen.

ganz großen dank für beide kommentare - ihnen @pandora und ihnen@gorillaschnitzel.
ja, so sieht das ungeschminkte, wirkliche leben aus...

Tät mich der Staat finanzieren, bliebe unterm Strich sicher mehr.

Und vom Prekariat sind nicht nur die +57 betroffen.
Die bekommen Altersteilzeit oder ähnliches und sind dann eh schwippdiwupp (in 1-5 Jahren) im Pensionssystem drin.

@sid: Mag sein. Ein "80er" wird sowas wie ein Pensionssystem gar nicht mehr haben. Zumindest nicht ohne immense Abstriche und Beihilfe vom Staat.

Nachdem ich kein 80er bin, kann ich da nicht mitreden (wär ja auch noch nicht an der Zeit), aber ich werd wohl kaum was von irgendwas zu sehen bekommen, da ich jetzt durch schon durch sämtliche Gitter und Roste falle, die es gibt.

Und weil ich so dumm bin, wenigstens ein Loch im Rost zu überbrücken, werd ich nochmal jährlich nicht zu knapp zur Kassa gebeten...
Blöd werden sie sein und das kaputte Gesetz reparieren oder das neue exekutieren, solange es Deppen wie mich gibt, die versuchen die Nase aus dem Wasser zu halten. Und ich habe zwei Jobs, und das net aus Spaß.
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