Wenn Politik die Märkte lenkt....
feuerlibelle, Mi, 29. Apr. 2009, 11:45
in ganz europa gehen heute die milchbauern auf die straße, um für höhere preise zu demonstrieren. in wien werden am vormittag rund 300 traktoren und rund 1.500 milchbauern auf der ringstraße erwartet.
nur –, ...solange sich die produktion der nachfrage nicht anpasst, wird sich nix ändern, liebe milchbauern. ähnliche situation haben wir vor jahren bei den weinbauern erlebt, schon vergessen...? und auch schon vergessen, dass der kommunismus mit seiner planwirtschaft kläglich gescheitert ist, nur weil... ja, genau deshalb!
quoten hin und eu-lenkungen her, damit kann die preisspirale auch nicht aufgehalten werden – sondern die produktionskapazität muss sich der nachfrage unterordnen und nicht umgekehrt. [so haben wir’s seinerzeit auf der economie gelernt]
ich liebe milchprodukte von a bis z. wenn man aber bedenkt, dass ein guter käse inzwischen teuerer ist als das fleisch, dann braucht man sich nicht wundern, dass immer weniger milchprodukte abgesetzt werden....
die einschätzung des herrn milchpritschler würde mich in diesem fall sehr interessieren. wo ist er denn?
nur –, ...solange sich die produktion der nachfrage nicht anpasst, wird sich nix ändern, liebe milchbauern. ähnliche situation haben wir vor jahren bei den weinbauern erlebt, schon vergessen...? und auch schon vergessen, dass der kommunismus mit seiner planwirtschaft kläglich gescheitert ist, nur weil... ja, genau deshalb!
quoten hin und eu-lenkungen her, damit kann die preisspirale auch nicht aufgehalten werden – sondern die produktionskapazität muss sich der nachfrage unterordnen und nicht umgekehrt. [so haben wir’s seinerzeit auf der economie gelernt]
ich liebe milchprodukte von a bis z. wenn man aber bedenkt, dass ein guter käse inzwischen teuerer ist als das fleisch, dann braucht man sich nicht wundern, dass immer weniger milchprodukte abgesetzt werden....
die einschätzung des herrn milchpritschler würde mich in diesem fall sehr interessieren. wo ist er denn?
gorillaschnitzel,
Mi, 29. Apr. 2009, 13:39
Ich glaube beinahe, ich kann da mitreden: Direkt gegenüber gibt es den letzten Milchbauern hier. Vor 15 oder 20 Jahren waren es noch 3. Der Mann ist auch schon Ende 60, macht aber trotzdem noch weiter, weil er vermutlich sonst nicht wüsste, was er den lieben, langen Tag täte. Wenn er mal aufhört, wird der Betrieb dichtmachen. Nicht weil er keine interessierten Kinder/Schwiegersöhne hätte (im Gegenteil), sondern weil sich das einfach nicht lohnt. Finde ich schade, weil man sich dort die Milch auch selbst zapfen kann (ich zahl ihm 70 Cent den Liter und finde das einigermaßen fair).
Der Betrieb ist für bundesdeutsche Verhältnisse mittlerweile ziemlich klein. Früher hatte er 30 oder 40 Kühe, heute sinds noch 15. Wenn eine Kuh zu alt ist oder keine Milch mehr gibt, kommt sie weg, wird aber nicht mehr durch eine neue Kuh ersetzt. Ein bißchen dazuverdienen geht mit dem Decken und den Kälbern.
Weshalb sich das nicht lohnt: 365 Tage Arbeit von morgens 8 bis abends um 9 oder 10; im Juni, wenn Heu geerntet wird auch länger. Pro Liter kriegt er um die 30 Cent oder auch weniger, je nachdem....wenn man nun davon ausgeht, dass seine Kühe im Schnitt so grob 20 Liter pro Tag geben (diese hochgezüchteten Viecher mit den Supererträgen hat er nich und als Durchschnittswert ist das gar nicht sooo mies), dann kommt er am Tag so grob auf 90 Öcken. Brutto. Davon geht dann ab: Reparaturen für die Maschinen, Kraftfutter weil die Viecher sonst noch weniger geben undsoweiterundsoweiter...
Zum Vergleich, auch wenn es sich jetzt sehr arrogant und zynisch anhören mag: Für 90 brutto stehe ich gar nicht erst auf.
Letztes Jahr noch sind all die Chinesen auf die Idee gekommen, Milch zu trinken (und das bei einer Laktoseintoleranz) und die Bauern sind kaum mehr mit der Produktion hinterhergekommen.
Milch kann man im Supermarkt billiger kaufen als Bier (ok, dafür hab ich noch Verständnis) oder Wasser (öööh). Und solang viele nicht bereit sind, einen vernünftigen und angemessenen Preis zu bezahlen, wirds so weitergehen....
Der Betrieb ist für bundesdeutsche Verhältnisse mittlerweile ziemlich klein. Früher hatte er 30 oder 40 Kühe, heute sinds noch 15. Wenn eine Kuh zu alt ist oder keine Milch mehr gibt, kommt sie weg, wird aber nicht mehr durch eine neue Kuh ersetzt. Ein bißchen dazuverdienen geht mit dem Decken und den Kälbern.
Weshalb sich das nicht lohnt: 365 Tage Arbeit von morgens 8 bis abends um 9 oder 10; im Juni, wenn Heu geerntet wird auch länger. Pro Liter kriegt er um die 30 Cent oder auch weniger, je nachdem....wenn man nun davon ausgeht, dass seine Kühe im Schnitt so grob 20 Liter pro Tag geben (diese hochgezüchteten Viecher mit den Supererträgen hat er nich und als Durchschnittswert ist das gar nicht sooo mies), dann kommt er am Tag so grob auf 90 Öcken. Brutto. Davon geht dann ab: Reparaturen für die Maschinen, Kraftfutter weil die Viecher sonst noch weniger geben undsoweiterundsoweiter...
Zum Vergleich, auch wenn es sich jetzt sehr arrogant und zynisch anhören mag: Für 90 brutto stehe ich gar nicht erst auf.
Letztes Jahr noch sind all die Chinesen auf die Idee gekommen, Milch zu trinken (und das bei einer Laktoseintoleranz) und die Bauern sind kaum mehr mit der Produktion hinterhergekommen.
Milch kann man im Supermarkt billiger kaufen als Bier (ok, dafür hab ich noch Verständnis) oder Wasser (öööh). Und solang viele nicht bereit sind, einen vernünftigen und angemessenen Preis zu bezahlen, wirds so weitergehen....
feuerlibelle,
Mi, 29. Apr. 2009, 15:15
bin voll bei ihnen, herr gorillaschnitzel; ich denke jetzt an die kleinstrukturierten [berg-]milchbauern, die mit 0,30/kg/l klarerweise nie durchkommen können und irgendwann dann aus existenzgründen aufgeben.
hingegen die größeren, industrialisierten, mit eu-förderungen badachten milchbauern, die zwar auch nicht mehr als 0,30/kg/l bekommen, aber die milchproduktion unwirtschaftlicherweise aufstocken und glauben, dadurch den verlust durch den niedrigen milchpreis kompensieren zu können. und weil eben aus diesem grund soviel überschüssige milch da ist, purzelt der preis in den keller. ein harakiri ist das.
achja, die chinesen letztes jahr: es war genauso wie sie sagen – und zusätzlich konnten weltweit die lagerbestände abgebaut werden (die sich inzwischen leider wieder gefüllt haben).
ich bin der meinung, dass auch die milch eine marke sein sollte (letztendlich wie es auch bei mehl gelungen ist) und dann könnte man den preis über die qualität steuern. also ich würde das so angehen...
(mich fragt aber keiner)
hingegen die größeren, industrialisierten, mit eu-förderungen badachten milchbauern, die zwar auch nicht mehr als 0,30/kg/l bekommen, aber die milchproduktion unwirtschaftlicherweise aufstocken und glauben, dadurch den verlust durch den niedrigen milchpreis kompensieren zu können. und weil eben aus diesem grund soviel überschüssige milch da ist, purzelt der preis in den keller. ein harakiri ist das.
achja, die chinesen letztes jahr: es war genauso wie sie sagen – und zusätzlich konnten weltweit die lagerbestände abgebaut werden (die sich inzwischen leider wieder gefüllt haben).
ich bin der meinung, dass auch die milch eine marke sein sollte (letztendlich wie es auch bei mehl gelungen ist) und dann könnte man den preis über die qualität steuern. also ich würde das so angehen...
(mich fragt aber keiner)
feuerlibelle,
Mi, 29. Apr. 2009, 18:33
also im wesentlichen ist der bericht hier fast deckungsgleich mit unseren kommentaren, finden sie nicht auch, herr gorillaschnitzel?
dergeschichtenerzaehler,
Mi, 29. Apr. 2009, 18:45
Die Milch ist zu billig und der Käse ist zu teuer... Habe ich das richtig verstanden?
feuerlibelle,
Mi, 29. Apr. 2009, 19:02
der kaputte milchmarkt und der sich daraus abgeleitete milchpreisverfall wird heute hier thematisiert. aber im prinzip haben sie das richtig verstanden, herr geschichtenerzähler ;)
[wollen sie mich etwa pflanzen...?]
[wollen sie mich etwa pflanzen...?]
dergeschichtenerzaehler,
Mi, 29. Apr. 2009, 23:11
Kommt drauf an was Sie unter pflanzen verstehen? Ich weiß es nämlich nicht.
Die Frage ist ja nur warum der Käse teurer geworden ist, wenn die Milch doch so billig ist. Das ist doch irgendwie paradox...
Die Frage ist ja nur warum der Käse teurer geworden ist, wenn die Milch doch so billig ist. Das ist doch irgendwie paradox...
gorillaschnitzel,
Do, 30. Apr. 2009, 03:02
@Fr feuerlibelle: Ich will sehr gerne zugeben, dass mein Standpunkt etwa verzerrt ist, weil ich einerseits aus einer Region stamme, in der es eher "Milchviehkleinunternehmer" gibt und ich zudem meinen "persönlichen Fall" vor Ort hab, nur: Wenn ich mich mit "dem persönlichen Fall" unterhalte, dann sagt er mir, dass die Betriebskosten nicht dann weniger werden, indem man sich mehr Kühe anschafft. Man hat mehr Kühe, aber nicht weniger Kosten. Weniger Arbeit ja, aber die Kosten je Kuh bleiben diesselben. Sagt zumindest der Herr Bauer.
Jetzt mal ehrlich: Es hat wenig Zeit -aber umso mehr Geld- gebraucht, bis man irgendwelche Banken gerettet hat. Von daher kann mir kein Mensch mehr glaubhaft versichern, dass irgendwelche Kassen leer seien und ich bewerte seither das Wörtchen "Systemrelevanz" nochmal ganz neu.
Wenn man sich mal anschaut, wieviel wir ausgeben für allerlei Dinge, dann wird man erkennen, dass alles billiger wird, oder die Preise stagnieren (warum eigentlich? Fernseher billiger, Handys, alle Preise (Mieten, Benzin etc) sind relativ moderat gestiegen, zumindest dann, wenn man es entlang den allgemeinen Lohnentwicklungen sieht).
Das aber gilt nicht für landwirtschaftliche Produkte: Das Durchschnittsschnitzel wurde -wenn es gem. Lohnentwicklung geht- billiger, Milch auch. Fair find ich das nicht und ich finde, dass man Leute entsprechend fair entlohnen muss für ein faires Produkt (aber ich will auch da gerne zugeben, dass ich ja ein gewisses Vorurteil habe).
Jetzt mal ehrlich: Es hat wenig Zeit -aber umso mehr Geld- gebraucht, bis man irgendwelche Banken gerettet hat. Von daher kann mir kein Mensch mehr glaubhaft versichern, dass irgendwelche Kassen leer seien und ich bewerte seither das Wörtchen "Systemrelevanz" nochmal ganz neu.
Wenn man sich mal anschaut, wieviel wir ausgeben für allerlei Dinge, dann wird man erkennen, dass alles billiger wird, oder die Preise stagnieren (warum eigentlich? Fernseher billiger, Handys, alle Preise (Mieten, Benzin etc) sind relativ moderat gestiegen, zumindest dann, wenn man es entlang den allgemeinen Lohnentwicklungen sieht).
Das aber gilt nicht für landwirtschaftliche Produkte: Das Durchschnittsschnitzel wurde -wenn es gem. Lohnentwicklung geht- billiger, Milch auch. Fair find ich das nicht und ich finde, dass man Leute entsprechend fair entlohnen muss für ein faires Produkt (aber ich will auch da gerne zugeben, dass ich ja ein gewisses Vorurteil habe).
feuerlibelle,
Fr, 1. Mai. 2009, 00:50
ich stehe unbeirrt auf der seite der milchbauern und kann trotz vieler umstände auch ein auge für das kaufmännische unvermögen des kleingewerbes zudrücken. was mich jedoch unheimlich stört, ist die erschreckende blauäugigkeit, – alles was von oben (staat, eu, bauernbund...) an versprechungen kommt, 1:1 als bare münze hinzunehmen. was den milchbauern aber wirklich fehlt, ist eine starke lobby. ich glaube nämlich nicht, dass die derzeitigen interessensvertretungen imstande sind auch nur irgendetwas positives zu bewegen.
siria,
Do, 30. Apr. 2009, 02:30
"..wenn man aber bedenkt, dass ein guter käse inzwischen teuerer ist als das fleisch..."
Bei Lebensmitteln kann gute Qualität einfach nicht billig sein. Handwerklich hergestellter Käse kostet einfach seinen Preis, und vermutlich ist das Fleisch im Vergleich einfach viel zu billig, weil unter umwelt- und tierverachtenden Umständen produziert.
Gute Arbeit muss ihren Preis haben, von denen der Produzent auch leben kann. Und ganz besonders bei Lebensmitteln.
Da macht es mich schon sauer, wenn ich vorhin in den Nachrichten hören muss, dass Aldi den Milchpreis noch mehr drücken will. Wenn erst alle kleinen Produzenten das Handtuch geworfen haben, erledigt sich das Problem mit der Überproduktion von selber. Dann wird der Preis auch wieder steigen.
Verrückte Welt.
Bei Lebensmitteln kann gute Qualität einfach nicht billig sein. Handwerklich hergestellter Käse kostet einfach seinen Preis, und vermutlich ist das Fleisch im Vergleich einfach viel zu billig, weil unter umwelt- und tierverachtenden Umständen produziert.
Gute Arbeit muss ihren Preis haben, von denen der Produzent auch leben kann. Und ganz besonders bei Lebensmitteln.
Da macht es mich schon sauer, wenn ich vorhin in den Nachrichten hören muss, dass Aldi den Milchpreis noch mehr drücken will. Wenn erst alle kleinen Produzenten das Handtuch geworfen haben, erledigt sich das Problem mit der Überproduktion von selber. Dann wird der Preis auch wieder steigen.
Verrückte Welt.
kelef,
Do, 30. Apr. 2009, 05:04
man hat den bauern so lange vorschriften gemacht und sie zu qualitätsstandards (und investitionen) gezwungen, dass viele entweder überhaupt aufgehört haben oder eben bei der milchwirtschaft geblieben sind.
jetzt stehen die rindviecher herum und müssen gemolken werden, und auch wenn man es ihnen ganz oft und langsam erklärt, den kühen, sie verstehen einfach nicht dass sie einmal zu viel und einmal zu wenig milch geben.
der bauer aber hat die milch und die wirtschaft, im wahrsten sinne des wortes.
nun ist es aber so, dass die kleineren, also quasi die normalen milchbauern, ja sowieso schon ein groschengeschäft betreiben. ein wenig milch, ein wenig ackerbau, ein wenig holz und womöglich noch ein nebenjob. das land muss irgendwie bewirtschaftet werden, weil es sonst nämlich ganz schnell verwildert, und die milchkühe sind keine fleischkühe, nach ein paar jahren sind die höchstens noch hundefutter.
die bauern müssen also ganz genau kalkulieren, was sie wann wie und wo und warum an faunischem und floralem züchten, und dann muss das alles noch - damit es verkauft werden kann - den lustigen eu-regeln entsprechen, mitsamt den ernte-, lagerungs- und lieferungsbedingungen. saatgut und dünger müssen ebenso wie das futter rechtzeitig bestellt werden, damit es auch rechtzeitig produziert werden kann. das funktioniert aber nun nicht von heute auf morgen, sondern will wohl überlegt und berechnet sein, sonst ist ganz schnell ein berg schulden da.
dann auf einmal zu kommen und zu sagen, wir zahlen um 25% weniger, das geht nicht so einfach, weil ja alle anderen kosten keineswegs auch um 25% sinken, sondern - wie z.b. die energie - u.u. sogar steigen.
den bauern hat man erst versprechungen gemacht, und jetzt werden diese nicht gehalten. dass das unmut erzeugt ist nicht verwunderlich.
fleisch- versus käsepreise ist auch leicht erklärt: das fleisch wird verteufelt, milchprodukte werden in den himmel gelobt. milch gilt als essentielles lebensmittel, besonders für kinder. aus milch kann man käse, buttermilch, joghurt, rahm, butter machen, zum teil recht lang haltbare produkte in verschiedensten geschmacksrichtungen, die sich leicht lagern und transportieren lassen. die reste kann man immer noch an die tierfutterindustrie verkaufen. und man kann übriggebliebenen käse noch für alle möglichen fertiggerichte verwenden. fleisch kann man nur wegwerfen wenn es abgelaufen ist. es wird doch niemand glauben, dass die fleisch-sonderangebote in supermarktketten einer sozialen ader entspringen? so ein schweinderl braucht schon vier monate in mama schweins bauch, und dann muss es ein paar monate lang ordentlich gefüttert werden damit es was auf den rippen hat wenn es geschlachtet wird. geht auch nicht von heute auf morgen. hat dann irgendwer zu viel bestellt, und ein anderer hat entsprechend "produziert", gibt es entweder ein gigantisches barbecue im entsorgungsbetrieb oder ein sonderangebot im supermarkt. mama schwein wird aber wenigstens öfter ranzig, da geht das also innerhalb von einem dreiviertel jahr. eine kuh ist seltener aufnahmebereit, und trägt auch noch ein dreiviertel jahr. nach weiteren zehn monaten hat man dann jungrind, nach nochmals ein- bis eineinhalb jahren hat man mastochse. dazwischen hat man strohbeisser, die man nicht essen kann. macht also für einen ordentlichen rostbraten geschlagene zweieinhalb jahre mindestens von der herstellung bis ins wirtshaus.
gedeckt wird die kuh aber nur, wenn entsprechende fleischmengen bestellt sind, und dann muss man warten. und dann hat man das fleisch eben, und das muss weg, koste es was es wolle (im wahrsten sinne des wortes).
das ist die bittere realität der bauern, deren produkte qualitativ hochwertig sind. die massenproduzenten haben aber zumindest die gleichen grundvoraussetzungen in bezug auf wartezeiten und standards.
und bevor wer fragt: es gibt milchkühe und fleischkühe, das sind verschiedene rassen die auch verschiedene ansprüche stellen. ebenso gibt es auch verschiedene schweine-, ziegen- und hühnerrassen, je nachdem was gewünscht wird von den damen und herren der schöpfung. alles nicht so einfach.
jetzt stehen die rindviecher herum und müssen gemolken werden, und auch wenn man es ihnen ganz oft und langsam erklärt, den kühen, sie verstehen einfach nicht dass sie einmal zu viel und einmal zu wenig milch geben.
der bauer aber hat die milch und die wirtschaft, im wahrsten sinne des wortes.
nun ist es aber so, dass die kleineren, also quasi die normalen milchbauern, ja sowieso schon ein groschengeschäft betreiben. ein wenig milch, ein wenig ackerbau, ein wenig holz und womöglich noch ein nebenjob. das land muss irgendwie bewirtschaftet werden, weil es sonst nämlich ganz schnell verwildert, und die milchkühe sind keine fleischkühe, nach ein paar jahren sind die höchstens noch hundefutter.
die bauern müssen also ganz genau kalkulieren, was sie wann wie und wo und warum an faunischem und floralem züchten, und dann muss das alles noch - damit es verkauft werden kann - den lustigen eu-regeln entsprechen, mitsamt den ernte-, lagerungs- und lieferungsbedingungen. saatgut und dünger müssen ebenso wie das futter rechtzeitig bestellt werden, damit es auch rechtzeitig produziert werden kann. das funktioniert aber nun nicht von heute auf morgen, sondern will wohl überlegt und berechnet sein, sonst ist ganz schnell ein berg schulden da.
dann auf einmal zu kommen und zu sagen, wir zahlen um 25% weniger, das geht nicht so einfach, weil ja alle anderen kosten keineswegs auch um 25% sinken, sondern - wie z.b. die energie - u.u. sogar steigen.
den bauern hat man erst versprechungen gemacht, und jetzt werden diese nicht gehalten. dass das unmut erzeugt ist nicht verwunderlich.
fleisch- versus käsepreise ist auch leicht erklärt: das fleisch wird verteufelt, milchprodukte werden in den himmel gelobt. milch gilt als essentielles lebensmittel, besonders für kinder. aus milch kann man käse, buttermilch, joghurt, rahm, butter machen, zum teil recht lang haltbare produkte in verschiedensten geschmacksrichtungen, die sich leicht lagern und transportieren lassen. die reste kann man immer noch an die tierfutterindustrie verkaufen. und man kann übriggebliebenen käse noch für alle möglichen fertiggerichte verwenden. fleisch kann man nur wegwerfen wenn es abgelaufen ist. es wird doch niemand glauben, dass die fleisch-sonderangebote in supermarktketten einer sozialen ader entspringen? so ein schweinderl braucht schon vier monate in mama schweins bauch, und dann muss es ein paar monate lang ordentlich gefüttert werden damit es was auf den rippen hat wenn es geschlachtet wird. geht auch nicht von heute auf morgen. hat dann irgendwer zu viel bestellt, und ein anderer hat entsprechend "produziert", gibt es entweder ein gigantisches barbecue im entsorgungsbetrieb oder ein sonderangebot im supermarkt. mama schwein wird aber wenigstens öfter ranzig, da geht das also innerhalb von einem dreiviertel jahr. eine kuh ist seltener aufnahmebereit, und trägt auch noch ein dreiviertel jahr. nach weiteren zehn monaten hat man dann jungrind, nach nochmals ein- bis eineinhalb jahren hat man mastochse. dazwischen hat man strohbeisser, die man nicht essen kann. macht also für einen ordentlichen rostbraten geschlagene zweieinhalb jahre mindestens von der herstellung bis ins wirtshaus.
gedeckt wird die kuh aber nur, wenn entsprechende fleischmengen bestellt sind, und dann muss man warten. und dann hat man das fleisch eben, und das muss weg, koste es was es wolle (im wahrsten sinne des wortes).
das ist die bittere realität der bauern, deren produkte qualitativ hochwertig sind. die massenproduzenten haben aber zumindest die gleichen grundvoraussetzungen in bezug auf wartezeiten und standards.
und bevor wer fragt: es gibt milchkühe und fleischkühe, das sind verschiedene rassen die auch verschiedene ansprüche stellen. ebenso gibt es auch verschiedene schweine-, ziegen- und hühnerrassen, je nachdem was gewünscht wird von den damen und herren der schöpfung. alles nicht so einfach.
halligen,
Do, 30. Apr. 2009, 23:36
Dem Amen und dem letzten Kommentar schließe ich mich mal an.
Ein Biobauer bekommt übrigens (ich habe bei der Molkerei als deren Geschäftskontakt persönlich nachgefragt und die Antwort bei einem Bauern gegengeprüft) 49-52 Cent pro Liter!
Insofern: wenn ihr euch über die Milchpreise ärgert und über die Ausbeutung unserer eigenen Bauern (Fair Trade beginnt vor der eigenen Haustür): kauft Biomilch, nicht den EG-Bio-Mindeststandard-Mist, sondern von Bioland, Naturland, demeter.
Frau A.
Ein Biobauer bekommt übrigens (ich habe bei der Molkerei als deren Geschäftskontakt persönlich nachgefragt und die Antwort bei einem Bauern gegengeprüft) 49-52 Cent pro Liter!
Insofern: wenn ihr euch über die Milchpreise ärgert und über die Ausbeutung unserer eigenen Bauern (Fair Trade beginnt vor der eigenen Haustür): kauft Biomilch, nicht den EG-Bio-Mindeststandard-Mist, sondern von Bioland, Naturland, demeter.
Frau A.
feuerlibelle,
Fr, 1. Mai. 2009, 02:03
ich persönlich habe mich über den milchpreis noch nie geärgert [lange zeit wußte ich nicht einmal wieviel ein liter milch kostet] und ich kaufe auch den guten teueren biokäse ohne mir der wimper zu zucken.
ein großteil der bevölkerung kann sich das aber nicht wirklich leisten, die leute fahren ins benachbarte ausland, um sich mit billigbutter und billigkäse für ein halbes jahr einzudecken. (ob die ware dann nach einer woche verschimmelt in der mülltonne landet, ist eine andere geschichte...)
ein großteil der bevölkerung kann sich das aber nicht wirklich leisten, die leute fahren ins benachbarte ausland, um sich mit billigbutter und billigkäse für ein halbes jahr einzudecken. (ob die ware dann nach einer woche verschimmelt in der mülltonne landet, ist eine andere geschichte...)
siria,
Fr, 1. Mai. 2009, 03:08
Wenn Leute nicht rechnen können, kaufen sie "billig"ein.
Und zwar möglichst viel Billiges. Und nehmen dafür Fahrten zum Markt auf der grünen Wiese in Kauf, ohne an den Spritpreis zu denken. Sie kaufen nur billige Fertiggerichte, statt frisch zu kochen. Unterm Strich ist das umweltschädigender, abfallproduzierender, weniger gesund und mit Sicherheit auch nicht wirklich billig, wenn man die gesellschaftlichen Kosten mitrechnet.
Und für viel unnützen (billigen) Schnickschnack ist Geld da...
Leider ist das kein Vorurteil, sondern ich beobachte dieses Verhalten bei etlichen meiner Nachbarn.
Und zwar möglichst viel Billiges. Und nehmen dafür Fahrten zum Markt auf der grünen Wiese in Kauf, ohne an den Spritpreis zu denken. Sie kaufen nur billige Fertiggerichte, statt frisch zu kochen. Unterm Strich ist das umweltschädigender, abfallproduzierender, weniger gesund und mit Sicherheit auch nicht wirklich billig, wenn man die gesellschaftlichen Kosten mitrechnet.
Und für viel unnützen (billigen) Schnickschnack ist Geld da...
Leider ist das kein Vorurteil, sondern ich beobachte dieses Verhalten bei etlichen meiner Nachbarn.
kinomu,
Do, 7. Mai. 2009, 03:09
ich denke jetzt an die kleinstrukturierten [berg-]milchbauern, die mit 0,30/kg/l klarerweise nie durchkommen können und irgendwann dann aus existenzgründen aufgeben.
hingegen die größeren, industrialisierten, mit eu-förderungen badachten milchbauern, die zwar auch nicht mehr als 0,30/kg/l bekommen, ...
zweierlei: wenn bergbauern biomilch verkaufen, bekommen sie dafür typischerweise mehr cent pro kilo als großbauern für ihre "konventionelle" milch. und die eu-subventionen sind für bergbauern höher.
die bauern müssen also ganz genau kalkulieren, was sie wann wie und wo und warum an faunischem und floralem züchten...
... unterstützt von software, mit deren hilfe sie die subventionen maximieren können.
für weinbauern gibt es übrigens alle paar jahre prämien für das roden, dann wieder für das auspflanzen von weingärten. (derzeit wird interessanterweise beides gefördert.)
wenn eine berufsgruppe, die mehr als 40% des EU-budgets einsackt, so tut, als würde sie am hungertuch nagen, hält sich mein verständnis in grenzen. und höhere lebensmittelpreise fordernde politiker sind für mich das letzte.
hingegen die größeren, industrialisierten, mit eu-förderungen badachten milchbauern, die zwar auch nicht mehr als 0,30/kg/l bekommen, ...
zweierlei: wenn bergbauern biomilch verkaufen, bekommen sie dafür typischerweise mehr cent pro kilo als großbauern für ihre "konventionelle" milch. und die eu-subventionen sind für bergbauern höher.
die bauern müssen also ganz genau kalkulieren, was sie wann wie und wo und warum an faunischem und floralem züchten...
... unterstützt von software, mit deren hilfe sie die subventionen maximieren können.
für weinbauern gibt es übrigens alle paar jahre prämien für das roden, dann wieder für das auspflanzen von weingärten. (derzeit wird interessanterweise beides gefördert.)
wenn eine berufsgruppe, die mehr als 40% des EU-budgets einsackt, so tut, als würde sie am hungertuch nagen, hält sich mein verständnis in grenzen. und höhere lebensmittelpreise fordernde politiker sind für mich das letzte.