l e b e n s w e i s e
Schwierige Frage...
feuerlibelle, Mo, 7. Dez. 2009, 21:58
wodurch entsteht affenliebe und ab welcher dosis kann sie bei kindern psychische schäden hervorrufen ?

wer kann zu diesem phänomen etwas konkretes sagen?

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gorillaschnitzel, Mo, 7. Dez. 2009, 22:08
Ich natürlich. Nomen est Omen.

haha...., lachen sie mich jetzt nicht aus, herr gorillaschnitzel, aber ich hab's im urin gespürt, dass sie einen affenähnlichen kommentar abgeben werden. hervorragend, den werde ich in meine studienarbeit einfließen lassen. dankeschön ;-)

Ich würde Sie doch nicht auslachen, bin aber hellauf begeistert, Teil einer Studienarbeit zu sein :-))))

ich halte sie am laufenden und im bedarfsfall darf ich sie eventuell wieder bitten, für mein dzt. noch schubladenstudienprojekt, einen erweiterten fachkommentar abzugeben... ;-)
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bienieengel, Mo, 7. Dez. 2009, 23:08
Finde es ganz gut hier beschrieben.

Affenliebe = Sakrotanmami???

was sie ist, wissen wir ja; mich beschäftigt in erster linie die frage - wodurch sie entsteht bzw. ausgelöst wird ..... ;-)

Wenn ich mich auch mal abseits disqualifizierender Kommentare beteiligen darf: Entstehen tut das sehr harmlos. Man will ja Kindern "nur das beste" mitgeben. Protektionismus und der ist per se noch nicht mal schlecht. Wenn wir Darwin schlussfolgern, dient das ja erstmal dem Überleben des Nachwuchs. Heißt: Um den Nachwuchs sorgen ist erstmal sehr natürlich. Genauso natürlich ist auch, den Nachwuchs so zu besorgen, dass dem nie was widerfährt. Die Grenze zur "gefährlichen" Überbehütung ist fließend, da kann keiner sagen, was noch gut und sinnvoll ist und was schon grenzübergreifend ist. Ich würde sagen: Der gesunde Menschenverstand und das innere Gefühl hilft schon mal enorm weiter.
Psychologisch wird das hochinteressant, weil: Mutterliebe ist nicht angeboren oder genetisch bedingt sondern ein interkultureller Wert. Wenn wir nun diesen Wert "überequalifizieren", also diesen Wert ganz weit obenan stellen, wirds psychologisch gesehen, wirklich interessant.

meine arbeit beruht auf drei säulen:
1. verhaltenswandlung
2. überlagerung der gemütslage
3. wirklichkeitsverdrängung
es werden keine hypothesen breitgetreten, sondern gelebte alltagsfallbeispiele von heute aufgezeigt. ich stimme ihnen zu, dass das thema psychologisch gesehen hochinteressant ist.

Falls Sie auch historisch interessiert sind, könnte Elisabeth Badinters "Die Mutterliebe. Geschichte eines Gefühls vom 17. Jahrhundert bis heute" lesenswert sein.

dankeschön, herr kinomu!

Ich weiß nicht, aber....vielleicht könnte ich Ihnen aus familientherapeutischer/systemischer Sicht ein klein wenig weiterhelfen. Mailen Sie mich doch mal an, bei Interesse: michl3873 at gmail dot com
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feuerlibelle, Mo, 7. Dez. 2009, 23:45
frau biene, vielen dank für den link. der ist mir unterstützend sehr dienlich bei punktuellen hinterfragungen... bussi, danke;-)

ich denke, affenliebe entsteht einerseits aus dem bedürfnis, irgendetwas zu kompensieren (scheidung, zu kleine familie, zu wenig geld, keni haus mit garten, etc.), andererseits oft auch aus "mein kind ist der nabel der welt", also der mutterliebe als existenzberechtigung. meinen erfahrungen zufolge ist eine überbehütete eigene kindheit ebenso wie ein vermeintlich zuwenig behütete kindheit nicht so sehr der auslöser, aber sicherlich in vielen fällen auch mit eine ursache.

auch unsicherheit im umgang mit kindern und menschen kann dazu führen, dass das eigene kind mit äffischer liebe geliebt wird.

ich meine auch, die menschliche affenliebe drückt sich nicht nur in überbehüten, verziehen und verzärteln und verwöhnen aus, sondern auch in "mein kind ist das schönste/beste/klügste/begabteste der welt".

da die kinder dann auch entsprechenden umgang mit entsprechenden menschen haben, können sie irgendwann nicht umhin zu glauben das müsse so sein.

und je nach charakterlicher veranlagung und ausmass der affenliebe resultieren daraus dann präpotenz, unsicherheit, angst, agressivität, unfähigkeit zur kommunikation mit anderen, verweigerungsverhalten aller arten, übermässige forderungen (markenkleidung, telephon, zimmereinrichtungen, eigenes pferd, auto, etc.).

in dem moment in dem diese wünsche nicht mehr erfüllt werden (können), beginnen die kinder dann meist die eltern vehement abzulehnen und vielfach auch mit mehr oder weniger starker agressivität gegen diese vorzugehen, alternativ auch mit diebstählen, lügen, betrügen, alkohol etc.

da die kinder zu beginn ihres lebens keine rücksicht nehmen mussten und immer in ihrem verhalten bestätigt wurden, haben sie auch nicht gelernt auf andere rücksicht zu nehmen oder sich einmal in selbstkritik zu üben. in weiterer folge entwickeln sich dann aus diesen kindern und jugendlichen soziopathen, die schwer bis gar nicht in ein durchschnittliches leben integriert werden können.

und ja, ich kenne ein paar solche fälle, auch interfamiliär.

ich seh schon, das ist eine Frage der Definition.

Ich fühlte mich sofort angesprochen, (und schuldig, denn Mama ist immer schuld?) denn ich würde jederzeit sagen: "ich hab eine Affenliebe zum Kind" und wo ich kann, verwöhne ich das Kind, versuche ich es zu fördern, will dass es Spass hat und Sachen ausprobieren kann (wann, wenn nicht jetzt) und gleichzeitig gibt es auch Regeln: meine persönlichen Grenzen als solche sichtbar gemacht und die gesellschaftlichen "das-tut-man-so-also-tu-es-auch" Regeln.

Für mich war es schon immer suspekt zu sagen "das hatten wir auch nicht als Kind, wir waren froh für 1 trockenes stück brot und 1 paar socken zu weihnachten- das verdirbt heute die kinder: ihnen zuviel zu geben".

Meiner Ansicht nach haben Kinder heute zuviel Überwachung, zuwenig Freiheiten und wirklich erwachsenenfreies Spiel und man kann ihnen meiner Meinung nach gar nicht oft genug sagen und zeigen, wie erwünscht, gewollt und geliebt sie sind.

Wenn man diesen Kern, dieses "wir sind froh dass du hier bist" und Zeit widmen, durch Geld/immer-alles-machen-lassen(was für mich schon ignorieren ist) ersetzt kommen wir dann dahin, wofür der Begriff Affenliebe hier steht?

zwischen affenliebe und ein wenig verwöhnen ist ein weiter weg. und kinder brauchen regeln, sonst kommen sie unter die räder, oft im wahrsten sinne des wortes. der fussgänger muss auf das auto aufpassen, nicht nur umgekehrt, und dem kind zu sagen es könne sich auf den vertrauensgrundsatz verlassen ist ziemlich lebensgefährlich, für das kind nämlich. das ist zwar ziemlich vereinfacht, trifft es aber doch im wesentlichen, weil viele menschen ja ihre kinder, um sie "frei" aufwachsen zu lassen, zu entsprechendem verhalten anhalten.

natürlich soll man kinder verwöhnen, sie nicht zu allem und jedem zwingen, aber man soll sie auch nicht zwingen müssen. rücksichtnahme auf andere sollte keine zweckdienliche gesellschaftsform, sondern ein aus innerer überzeugung resultierendes verhaltensmuster sein, quasi ein ethisch/moralischer automatismus.
affenliebe ist: mein kind ist das schönste, beste, klügste, begabteste auf der welt. mein kind macht keine fehler. mein kind muss alles haben was es will, auch wenn ich dafür in sack und asche wandeln muss. mein kind braucht auf nichts zu verzichten. wenn mein kind einem anderen ein blaues auge schlägt, ist das andere kind schuld (nicht der mörder, der ermordete ist schuldig, schrieb ja schon werfel).

affenliebe ist, das kind kritiklos in allem zu bestätigen, keine grenzen zu setzen und selber welche überschreiten um dem kind zu willen zu sein. affenliebe ist, sich in allem und jedem an den vermeintlichen wünschen des kindes zu orientieren. usw.

aber wenn man mit kind ausmacht, dass heute spaghetti gegessen werden, und dann ändert kind die essenswünsche mehrfach und sitzt dann vor einer auswahl an schnitzel mit pommes, spaghetthi mit dreierlei saucen, würstchen, pfannkuchen und eiscreme, und kind bestellt und bekommt dann pizza, dann ist das affenliebe.

oder wenn die lehrerin sagt, das kind singt schön, und dann meldet die mutter das kind bei den sängerknaben an und die nehmen das kind nicht weil es doch einen unterschied zwischen schön singen und dem singen der sängerknaben gibt, und dann sagt die mutter die wollen das kind nicht weil es schwarze haare (oder blaue augen) hat und nicht weil es nicht gut genug ist, und quält gott und die welt, dann ist das affenliebe.

wobei natürlich immer mutter und vater gemeint sind, auch väter können das ja, mit fussballspielen, autofahren, manchmal auch mädchen/frauen, beruf usw.

ich möchte den fluss dieser hochkarätigen diskussion und die fundierten einschätzungen weder unterbrechen noch stören, sondern zwischendurch nur anmerken, dass hier nicht beabsichtigt ist, auch nur irgendwelche schuldzuweisungen aufzustellen. wir möchten uns vordergründig die folgen für fehlgeleitete signale und gefühle bei erziehungsberechtigten elternteilen nüchtern vor augen führen...
frau kelef ist mit ihren einschätzungen dem alltag sehr nah.

vielen dank an alle und bitte lassen sie ihre erfahrung oder meinung auch weiterhin hier einfließen.

Viele Kinder (meins auch) prüfen auch durch Provokationen gezielt ab, ob die Regeln noch gelten. Ich definiere es jedenfalls nicht als Aufsässigkeit sondern als Prüfung, ob Mama noch vertrauenswürdig ist.

Also wäre die Antwort im Beispiel oben auf "was gibt es zu Essen": "Spaghetti, wie abgemacht" oder "nix wenn du schon satt bist, morgen können wir dann wieder was anderes kochen". Und das bleibt dann so sonst wird man verrückt.

Bei anderen kann man das immer besser beobachten als bei sich selbst: wir haben so Jungs im Kindergarten.
Mama:"Thorben, man darf nicht mit Steinen werfen, da könnte man doch jemandem weh tun. Verstehst du mein Schatz?" (nachdem Thorben kurz davor war, ein anderes Kind zu ermorden).
Mama dreht sich zufrieden lächelnd weg, Klein-Thorben schmeißt mit Seitenblicken zu Mama verzweifelt weitere Steine durch die Gegend, aber Mama guckt beharrlich freundliche lächelnd weg.
Ich krieg 1 Anfall.

das tun alle kinder, frau marion, und alle erwachsenen, sofern sie über intakte psyche und physe verfügen, und zwar ein leben lang.

dieses an die grenzen und darüber hinaus gehen ist ja das prinzip der entwicklung, auch das rad wäre nicht erfunden worden ohne diesen mechanismus. gerade darum ist es wichtig dass grenzen gesetzt werden, nicht um einzuschränken, sondern um gezielt eine dem lebewesen und seinen möglichkeiten und entwicklungsstufen entsprechende weiterentwicklung zu ermöglichen und fördern.

und, frau feuerlibelle, natürlich geht es nicht darum, schuld zuzuweisen, sondern um die frage wie es zu manchen formen der affenliebe kommt. sicherlich will niemand seinem kind schaden wenn man es vermeintlich "frei" aufwachsen lässt. aber die aus dieser freiheit resultierenden gefahren werden leider oft unterschätzt, und dann nimmt das unglück seinen lauf.

das fängt schon bei den einfachsten dingen an, induktionsherde z.b., damit das kind sich nicht verbrennen kann wenn es auf die heisse platte greift: die müssten dann aber überall stehen, nicht nur im eigenen haushalt. wie soll das kind dann aber den unterschied zwischen herd und herd kennenlernen? freier ist das kind, meinen viele, wenn es hingreifen kann wo es will. sicherer ist es, denke ich, wenn es weiss dass "heiss" ein signal für drohende gefahr ist und kind dort einfach nicht hingreifen darf. sogar die katzen hier haben das gelernt, "heiss" ist das signal für gefahr, dann zucken sie zurück und greifen dort nicht hin. natürlich verstehen die viecher das nicht, aber es funktioniert, und ebenso muss es manchmal bei kindern sein, weil sie eben einfach nicht verstehen was gefährlich oder verletzen oder kaputt heisst. ein dezidiertes "nein" ist da wesentlich gesünder für das kind als ein langes erklären.

die affenliebe hingegen versucht die gefahren aus dem alltag zu entfernen, ebenso wie unliebsame personen etc., das fördert das kind zwar am anfang, hindert es aber später an einer normalen integration in die gesellschaft weil es die unterschiede nicht kennengelernt hat.

in der kurzfassung: gut gemeint ist noch lange nicht gut. ein mittelmass zu finden wäre das ideal.

ja genau, und die affenmamas lassen sich jedesmal vom kind die grenzen neu definieren, und dann wundern sie sich, das ihr affenkind so anstrengend ist und sie immer mehr und immer mehr geben müssen, die mama wird unglücklich und das kind auch, weil es gar nicht mehr weiß, wo die welt aufhört.

(edit: liebe Frau Kelef, jetzt haben Sie so viel editiert bis mein Kommentar nicht mehr passte)

Aber ich komme hier ganz vom Thema ab.
Meiner Erfahrung nach werden Erziehungsstile und Unstile wie Affenliebe auch in der Familie tradiert, also einfach wiederholt, weil man es selbst schon sehr verinnerlicht hat. Wenn ein Erziehungsstil sehr extrem war (z.B. Überbehütung), versucht die nächste Generation aber auch manchmal das,worunter sie selbst litt, abzumildern, oder gar in das Gegenteil zu verkehren, wobei diese Versuche mangels Vorbild manchmal scheitern.

meinen bisherigen beobachtungen zufolge kann ich ihnen versichern, dass es zu den hier geschilderten beispielen noch eine steigerung gibt –
die [affen]papis mit ihren verzogenen söhnen, die vergleichsweise um ein mehrfaches gefährlicher sind als [affen]muttis. hier werden bilderbuchmachos "heran gezüchtet", die jeden orientalischen pascha ausstechen. ein 12jähriger bub zum beispiel hat keinen respekt vor seiner mutter und auch nicht vor seiner in gleichem haushalt lebenden großmutter. er geht auch nicht zum gemeinsamen frühstücks- oder mittagstisch; nein – er schreit aus seinem verkabelten universumzimmer über den gang, man solle ihm das essen oder was auch immer hinauftragen. mit man sind seine mutter oder die großmutter gemeint.
ja, und die frauen laufen und springen nach seiner pfeife. ohne widerrede.
als ich eines tages und bei passender gelegenheit den buben auf sein unschönes verhalten angesprochen habe, hat er ein chromosomgrinsen aufgesetzt und etwas beleidigt sich eine rechtfertigung zurechtgelegt, dass den frauen es so gefällt, weil sich bisher noch keine von den beiden beschwert habe... (!)
frau kelef hat es schon in ihren kommentaren vorzüglich beschrieben, was solche spezies später vom leben zu erwarten haben...

(das kann ich gar nicht glauben)
die werden mal könig.

traurig aber wahr! ich wollte noch mehrere (schlimme) fallbeispiele aus demselben lokal erzählen, doch dann hab ich's sein lassen. wegen der brutalität. ich denke , die werden mal allesamt beziehungskrüppeln oder häfenbrüder...

meine Mutter lässt ihre Enkel auch alles alles machen und dann wundert sie sich, wenn die Kinder nicht hören.

Wenn ich dabei bin, mache ich allererstens auf strenge mutter, oder noch schlimmer (weil kompetenzüberschreitend), Tante: "was ist hier los? Füße vom tisch! auf dem Sofa wird nicht gehüpft, das ist doch keine Kletterburg!" usw.

Diese Bemühungen werden dann von meiner Mutter mit einem bösen Blick in meine Richtung und einem "du hörst doch, dass deine Mama das nicht erlaubt " quittiert.
Toll. Stehe ich wieder als Böse da. Viertelstunde später aber wundert sie sich, warum die Kinder nicht auf sie hören und respektlos sind.

ersuchen sie ihre mutter um ein gespräch bei einer tasse kaffee oder tee (um ein gespräch zwischen zwei erwachsenen frauen und nicht zwischen mutter und tochter, weil dann besteht die gefahr, dass sie auf der strecke bleiben..) das ziel soll es sein, dass sie beide an einem strang ziehen und bei der erziehung die autorität der kindesmutter nicht untergraben wird. toi,toi,toi.

das ist sinn und zwecklos, das versuche ich nie mehr. ich bin eh die böse tochter. (wenn mein vater nicht gewesen wäre, hätte ich geglaubt, man hätte mich im wald gefunden)(oder variante 2: dazu müsste meine mutter auch eine erwachsene sein)
meine tochter ist alt genug, zu differenzieren und bei den anderen ist es nicht meine aufgabe mich immer zum depp zu machen.

es tut mir leid für sie, aber frauenrivalitäten verlaufen in den meisten fällen völlig irrational. sehr schade...

Irrational ist gut. Im Gespräch gibt sich meine Mutter immer als einsichtig und stimmt mir bei allem zu (auch verdächtig) und dann macht sie es gerade anders.
Vor allem komischerweise auch völlig konträr zu dem, wie sie damals vor 40 Jahren mit ihren eigenen Kindern umging.
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sid, Di, 8. Dez. 2009, 21:02
Ich dachte ja, Du meinst "Affenliebe" so wie man die irgendwie dauernd benutzt, aber nach den Kommentaren zu urteilen gehts wohl mehr um Mutter-Kind, daher enthalte ich mich : )
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sid, Mi, 9. Dez. 2009, 01:47
OT: Schon gesehen? Schreit fast nach nem Kleinblogtreff ; )
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