l e b e n s w e i s e
Der Dezember
feuerlibelle, Di, 29. Dez. 2009, 00:25

[aufnahme vom 20.12.2009]


erich kästner (1899-1974)

das jahr ward alt. hat dünne haar.
ist gar nicht sehr gesund.
kennt seinen letzten tag, das jahr.
kennt gar die letzte stund.

ist viel geschehn. ward viel versäumt.
ruht beides unterm schnee.
weiß liegt die welt, wie hingeträumt.
und wehmut tut halt weh.

noch wächst der mond. noch schmilzt er hin.
nichts bleibt. und nichts vergeht.
ist alles wahn. hat alles sinn.
nützt nichts, daß man's versteht.

und wieder stapft der nikolaus
durch jeden kindertraum.
und wieder blüht in jedem haus
der goldengrüne baum.

warst auch ein kind. hast selbst gefühlt,
wie hold christbäume blühn.
hast nun den weihnachtsmann gespielt
und glaubst nicht mehr an ihn.

bald trifft das jahr der zwölfte schlag.
dann dröhnt das erz und spricht:
"das jahr kennt seinen letzten tag,
und du kennst deinen nicht."

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sid, Di, 29. Dez. 2009, 00:32
Ah - Dein Balkonzwergl ist rosa!
Meiner steht ja irgendwie im Keller (hoff ich) und hat frei.

tja. was sonst ...? alles rosa, alles walzer!
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siria, Di, 29. Dez. 2009, 14:44
Nun habe ich schon so viele Lyrikbände, aber immer wieder überraschen Sie mich mit einem mir noch unbekannten Gedicht, dankeschön! Und dabei gehört Kästner wie Wilhelm Busch und Robert Gernhardt zu meinen Favoriten - ob seiner "Alltags"klugheit.

Und wie nett: Ein Terrassenzwerg, gerade im besten Alter für bereitwillige Mithilfe!

süß, Ihre rosa Räumprinzessin ...
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verflixt, Mi, 30. Dez. 2009, 22:05
vorsicht mit dem k.
da gab es schon abmahnwellen von den bekloppten erben die dann geld wollen.
http://de.wikiquote.org/wiki/Erich_K%C3%A4stner

danke für den hinweis.
ich finde es trotzdem sehr schade, weil durch solche aktionen wird das ohnehin schon schwache interesse an literatur noch mehr ins winkerl gedrängt. ich lasse das gedicht vorerst hier so stehen und warte ab, ob ...
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