l e b e n s w e i s e
Gebote und Sünden der Erziehung (II)
feuerlibelle, Do, 24. Feb. 2011, 17:59
fortsetzung

du sollst dein kind ordnung lehren!

die natur hat die menschen gelehrt und gezwungen, ordnung zu halten. alle erscheinungen des lebens, die uns in natürlicher weise umgeben, und unser leben selbst hat gewisse abläufe, die wir als gesetze einer ordnung erkennen, formen und benützen. ordnung ist hilfreich. das übermaß ist ordnung bloß um der ordnung willen; das ist sinnlos. aber zu wenig oder keine ordnung ist ebenso sinnlos und gefährlich. was sinnvoll zusammenfaßt ist, das nennen wir geordnet.

gute ordnung hat bloß zwei forderungen. die erste meint, dass jedes ding und jedes tun seinen besten platz und seine zeit möglichst genau bestimmt habe. die zweite forderung verlangt, dass nach benützung sofort alles wieder benützungsfähig auf seinen richtigen platz gebracht werden. so sieht ordnung ganz einfach aus, und so geübt ist sie es auch. legen wir nichts und niemals etwas bloß "weg", sondern legen wir es "hin", wo es zweckmäßig am bestem zu liegen hat. wir finden alles dort, wo wir richtigerweise zu suchen haben, wenn wir es "dorthin" und nicht einfach "weg"gelegt haben.

zuerst ist das äußerliche leben zu ordnen.
beim wickeln und füttern des säuglings beginnt die ordnung. sie teilt zeit und ort unseres lebens in der rechten weise ein. beim kleinkind schon werden dadurch gute gewohnheiten entwickelt und gebildet. wer als kind rechtzeitig gewöhnt worden ist, ordnung zu halten, der lebt um vieles leichter sein leben.

das kind muss lernen, selbst auf seine ordnung zu achten.
die mutter schimpft: "immer muss ich hinter dir aufräumen!" es ist wirklich eine plage, eine dauernd zusätzliche arbeit für sie. dass sie selbst die ursache ihrer plage ist, das weiß die mutter gewöhnlich nichtund will es nicht glauben. aber es ist häufig so. die mutter macht das kind schlampig, eben weil sie immer hinter ihm aufräumt. das ist scheinbar einfacher als viele und lange reden, aber so lernt kein kind ordnung zu halten. zum schlafen zieht sich das kind aus; aber der umgestülpte ärmel im kleidchen wird herausgezogen, alle kleidung wird so hingelegt, wie sie am morgen zur hand genommen werden soll. und alles macht der kleine mensch höchst eigenhändig. das dauert zwar ein bißchen länger, aber bald bedarf es nur noch prüfender blicke und dann – hat der junge mensch ordnung gelernt.

pünktlichkeit ist eine folge der ordnung.
sie ist weit mehr als höflichkeit, sie ist die rücksicht auf andere. die mitglieder einer familie sollen sich pünktlich auf einander verlassen können. wer warten läßt, darf nicht erwarten freudig begrüßt zu werden. wer aber pünktlich kommt, hat es schon deswegen leichter. manche mutter liebt ihr kind so stark, dass sie es nicht rechtzeitig weckt; aber dann hastet sie beim ankleiden, frühstücken und schulweg und schadet ihrem liebling körperlich und seelisch in hohem maße. wer ordnung hat, darf sich zeit lassen, weil er sie hat.

innere ordnung läßt erkennen, was wichtig und was unwichtig ist.
alle äußere ordnung formt auch das innere wesen mit. wer äußerlich geordnet lebt, gewinnt innere haltung. der unordentliche mensch hat zuviel hast. der geordnete mensch kommt rechtzeitig, gut vorbereitet, er weiß was er will, er bringt es geordnet vor und so hat er erfolg. und zuletzt stelle sich heraus, dass der geordnete mensch auch seelisch gesünder ist.

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feuerlibelle, Do, 24. Feb. 2011, 23:17
wenn das meine tochter hier irgendwann liest, kriegt sie sicher einen wutanfall.[...und ich popoklatsch, auweia]

du sollst geduld mit deinem kinde haben!
geduldig und duldsam müssen wir sein. das ist nämlich zweierlei: geduldigsein heißt warten können, bis die rechte stunde da ist. duldsam sind wir aber erst, wenn wir die eigenart des anderen menschen gelten lassen auch wenn sie anders ist als unsere eigene art; das ist zwischen kind und eltern sehr wichtig.

die schöpferische pause ist am fruchtbarsten für die erziehung.
in der zeit zwischen den fehlleistungen muß die erziehung geleistet werden. in diesen pausen, aus dem vertrauen zu den eltern gewinnt das kind vertrauen in seine eigene kraft. wenn es zerknirscht und dazu etwas noch gedemütigt seinen fehler vorgehalten bekommt, entsteht häufig ein heftiger widerstand, der sich schlimm verhärten kann. diese schöpferische arbeit am kinde in der zeit zwischen dessen fehlern wird von vielen erziehern übersehen und dann wundern sich die eltern, wenn ihr kind seine fehler nicht, sehr schwer oder nur scheinbar aufgibt.

alles wachsen braucht zeit und aufmerksame pflege. das gilt im höchsten maße für das kind, diese kostbare menschliche knospe; der richtige erzieher pflegt sie wie ein geduldiger gärtner, der zu warten versteht.

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...und auch die Erzieher sind keine Heiligen, sie dürfen auch Fehler machen, und es tut keinem weh, wenn man sich entschuldigen kann "hör mal, ich bin heute so müde/abgelenkt/irgendwas, da hab ich was falsch gemacht, entschuldige bitte.....

sich auch bei kindern zu entschuldigen ist doch eine mehrfache selbstverständlichkeit.

1.: hat man butter auf dem kopf, geht man sich ja sowieso entschuldigen
2.: fördert eine entschuldigung das rechts- und unrechtsverständnis des kindes
3.: lernt das kind so mit fremden fehlern positiv umzugehen
4.: wird dadurch die sozialkompetenz gesteigert
5.: ist das schon einmal eine gute übung auch im verzeihen, denn auch das will gelernt sein
6.: kann man so dem kind die angst vor dem zugeben von fehlern nehmen
hab ich was vergessen, frau marion, frau libelle?

sechsmal richtig! dem ist nix mehr hinzuzufügen.
hervorragend, frau kelef ;-)
(ganz rührend ist die reaktion auf eine entschuldigung: sei nicht traurig, ich hab dich lieb.)

und ich kenn mehr als 6 Erwachsene, die das nicht kapieren
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verflixt, Sa, 26. Feb. 2011, 23:17
ich hab zum glück gesehen, wo das her ist ;=))
mir graut ....

zum glück,_ na sowas! ;-)
bin untröstlich.
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gorillaschnitzel, So, 27. Feb. 2011, 00:55
....geändert hat sich also nicht so viel....vgl: aber in unserer zeit gibt es nur noch selten solche familien, der vater ist nur ein "abendstundenvater", ein "wochenendvater". oft muß leider auch die mutter außer haus arbeiten gehen. aus Ihrer ersten Folge. Dieser Satz könnte so ähnlich aus 2011 stammen. Andere Formulierung, okay, aber im Wesentlichen jammern die über die gleichen Dinge wie heutzutage, auch wenn sich soziologisch einige Dinge verschoben haben. Lustig aber ist, dass es dann doch irgendwie funktioniert, trotz oder wegen allen Erziehungsratgebern.

blabla!
Ich habe meine beiden Söhne ohne ihre Väter großezogen und musste immer arbeiten, da beide Väter allergrößten Zahlungsunwillen zeigten (ok, meine Schuld, hätte mich mehr unterordnen und mehr den Mund halten müssen). Als Vaterfigur hatten sie meinen eigenen Vater, aber halt nur an Wochenenden Aber bei beide habe ich es anscheinend richtig gemacht, aus beiden wurden wohlerzogene Erwachsene mit großem sozialen Engagement in jeder Beziehung.
Es ist befremdlich, daß viele Frauen ihr erziehrisches Versagen auf eine Abwesenheit oder seltene Anwesenheit irgendwelcher Väter schieben.
grr hrrmpf
lg an die Libelle ;)

Mit Erziehung habe ich mich lange Zeit sehr intensiv theoretisch und praktisch beschäftigt.
Heute kann ich meiner Tante (fünf Kinder!) nur zustimmen, die irgendwann sagte: Du kannst erziehen so viel wie du willst. Die Kinder werden doch wie du selbst..!

Was man vorlebt, prägt mehr als Worte...

das thema 'kindererziehung' ist ein heißes eisen – zumindest in unserer familie, weil hier generationen aufeinanderprallen. da gibt es die internetgeneration (a), die an lebenserfahrung noch sehr wenig vorweisen kann, dafür aber grundsätzlich alles besser weiß, weil man all das gelbe vom ei im netz nachlesen kann. ihr gegenüber steht die ältere generation ohne IT und netz (b), eine generation voll leben und erfahrung also eltern und großeltern mit unbezahlbarem wissen aus dem praktischen leben.....
nun: zwischen theorie (a) und praxis (b) gibt es oft gewaltige unterschiede.... tja, und dann fliegen die fetzen.

die alte broschüre ist für mich eine art lektüre von damals und deshalb schmökere ich so sehr gern drin um zu erfahren, welche schwerpunkte die generation vor mir in der frage der kindererziehung gesetzt hat. nach dem motto: anno dazumal.... sonst nichts.
ich möchte nicht falsch verstanden werden. ;-)

:-) meine Liebe,
war mir schon klar, aber, Sie listiges, schwebendes Wesen setzen solche Texte eben deswegen rein, um sich an unseren Widersprüchen zu ergötzen!

Übrigens ist das wichtigste Wort, das Kinder kapieren müssen, das bescheidene "nein" ist ;)

ohje.
jetzt haben sie mich aber durchg'schaut, liebe iris ;-) naja, macht auch nix. ich halte die broschüre für eine brauchbare begleithilfe, denn die kinder von damals sind heute g'standene, selbsterhaltungsfähige, realistisch agierende menschen und keine trotteln. also sooo schlecht kann die erziehung damals nicht gewesen sein...
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