l e b e n s w e i s e
Gebote und Sünden der Erziehung (III)
feuerlibelle, Di, 1. Mär. 2011, 00:03
fortsetzung...

du sollst dein kind mit vernunft erziehen!

es wird gesagt, dass der mensch ein vernunftbegabtes wesen ist. wir sagen zu einem menschen der zornig etwas tun will, was uns unrecht erscheint: "sei doch vernünftig!" das ist oft eine gute mahnung zur rechten zeit und sie sagt mehr als bloß verständig zu sein.

die grundsätze guter erziehung beruhen auf vernunft.
das gefühl der minderwertigkeit das in jedem kinde steckt, muss rechtzeitig überwunden werden und zwar vom kinde selbst. es muss praktisch erleben, dass seine eltern es als gleichberechtigt empfinden und behandeln. wenn sich das kleine kind "gerecht" behandelt fühlt, wird es die gemeinschaft der schulklasse richtig erleben. eltern sollen sich immer vorstellen, wie es ihnen gefiele etwas zu tun oder zu unterlassen, was sie von den kleinen verlangen. das ist weder lächerlich noch unmöglich, so seltsam es manchem erscheinen mag.

mit verstand können wir uns verständigen.
verständigen kann ja bloß heißen "verträglich leben". wenn wir einander verstehen, eins das andere, wir das leben unserer kinder, sie aber uns die erwachsenen, dann können wir verträglich leben, wir können einander ertragen, erträglich für einander sein.

der erwachsene neigt dazu, seine macht über kinder zu mißbrauchen.
dazu muss er nicht einmal bösartig sein, obwohl es auch erwachsene gibt, die es leider sind. es gibt auch mißbrauch aus guter absicht, der sehr häufig von den großeltern ausgeübt wird. aus lauter liebe und sorgfalt wird der heranwachsende mensch verhätschelt. "das kannst du ja doch nicht! ich mache es leichter und besser als du!" solche und ähnliche bemerkungen sind todsünden des erziehers. so behandelte kinder werden schwer oder nie selbständig. erst zeigt es sich bloß beim essen, anziehen, frisieren und aufgaben machen, später stellt sich nicht selten verminderte oder gar keine lebenssicherheit ein. diese gefahr bedroht die einzelkinder besonders, sie stehen "schutzlos" zwei oder mehreren erwachsenen gegenüber.

erziehung soll demokratie lehren; und demokratie ist angewandte erziehung
das gilt für die kinderstube, für das schulalter und den jugendlichen menschen. vernunft in der erziehung führt zum kompromiß und das in die grundlage alles gesellschaftliches seins. "du gibst nach, und ich gebe nach", das ist ein goldenes gesetz für die erziehung und für das leben selbst. der erzieher muss keineswegs immer "konsequent" bei seinen anordnungen bleiben; er soll dem kinde manchmal den triumph geben auch "recht zu behalten". niemals darf der erwachsene aber recht behalten wollen, wenn er weiß, dass er unrecht hat; er behält doch nur die gewalt und die ist ein schlechtes argument für recht. die kinder durchschauen unredlichkeit leicht, schnell und gründlich. die verwahrlosung der jugendlichen ist nicht selten eine "rache der betrogenen" mit der sie sich freilich am meisten schaden. ihre "feindschaft" gegen allen erwachsenen, häufig auch ihren eltern gegenüber, beruht gewöhnlich auf traurigen erfahrungen die sie unbewußt seit langem mit sich fortschleppen. eine erziehung, die die gesetze der vernunft beachtet, vermeidet es solche "verdrängte komplexe" zu schaffen. sie machen den menschen unsozial bis zur völligen unfähigkeit in der menschlichen gesellschaft zu bestehen.

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feuerlibelle, Di, 1. Mär. 2011, 01:43
letzter abschnitt....
das beste zum schluß ;-)

du sollst deinem kinde gutes beispiel sein!
es ist tatsächlich kein spiel, sondern eine sehr schwere arbeit, gutes beispiel zu sein. das wort hat sprachlich auch nichts mit spiel zu tun. urgermanisch bedeutet "spella" soviel wie zauberspruch und beispiel kann wirklich wie ein zauber wirken. elternschaft verlangt dauernde seelische anspannung: vater und mutter sollen sich nie gehen lassen. sie sind immer beobachtet; niemand sieht soviel wie kinder sehen.

das benehmen der kinder entlarvt ihre erzieher.
das kind spielt mit seiner puppe und schlägt sie viel und heftig. das sollte die eltern bedenklich machen. die kinder spielen schule und die kleine lehrerin schreit, straft, gibt schlechte noten und ist recht unzufrieden. das sollte die lehrer bedenklich machen. jedes kind versucht es darzustellen, wenn es sich selbst gut oder schlecht behandelt fühlt; es "identifiziert sich mit dem aggressor", mit dem erwachsenen der es "angegriffen" hat. es kommt vom zahnarzt und spielt zahnarzt mit seinem kleinen brüderchen. in dieser weise befreit sich das behandelte kind von der peinlichen erfahrung; es ahmt den "aggressor" nach. das vorbild kann aber zum bösen spiel werden. der vormoralische mensch gibt das unrecht weiter, das er erlitten hat. wie du mir, so ich dir. es dauert und macht mühe zu erlernen, dass unrecht leiden besser ist als unrecht tun, aber es ist doch so.

streit zwischen eltern ist ein böses spiel.
es muss nicht erst schimpfen und schlagen sein was erziehung unfruchtbar macht. schon eine überhebliche, gehässige kritik durch den vater oder das endlose gekeife der mutter stört und zerstört den erfolg aller erziehungsarbeit. die liebe großmutter weiß alles am allerbesten. ja, sogar eine unausgesprochene, andauernde spannung zwischen den erziehern, ein stiller aber tatsächlicher widerspruch in der lebensauffassung erschwert das erziehen ganz gehörig. die kinder lernen den gegensatz schnell zu ihrem scheinbaren vorteil benützen und die erzieher lassen sich oft recht blindlings mißbrauchen.

(ende)

...eltern verzeihen ihren kindern die fehler am schwersten, die sie ihnen selbst anerzogen haben. marie von ebner-eschenbach

Guten Morgen, liebe Libelle,
stammverwandt mit dem Englischen "to spell" - sprechen, bekommt es durch den Vorsatz "bei", der ein abgeändertes/mißverstandenes "be-" sein dürfte, für mich eine nicht unumstrittene Bedeutung: ein Kind "besprechen" - nicht im Sinne von zaubern, sondern zusprechen, mit Worten zudecken und das Denken beeinflussen, auf die elterliche Linie bringen.

Wirklich da Beste zum Schluß? Denn das alles entlarvt mich selbst allerdings als völlig unnormalen Menschen:
Für meine Eltern, respektive nur mehr meinen Vater auch heute noch hin und wieder Quelle der Qual, da ich noch nie irgend etwas (aus Tradition für richtig empfundenes) Gesagtes unwidersprochen hinnehmen konnte.

Mit den immer wieder geschenkten Puppen habe ich nie gespielt, die erste, die "mama" quäkte, habe ich spontan operiert und dafür dann ein paar auf den Popsch bekommen, worauf ich nach der nächsten Watschen wegen Widerspruchs mit ca 7 Jahren jeglicher körperlichen Gewalt abschwor und das bis heute so halte. Ich hatte auch schon als Kleinstkind kapiert, daß eine Puppe oder ein anderes Spielzeug keinen Schmerz empfinder und schon daher Schläge etc. sinnlos gewesen wären. Ich trete ja auch als Erwachsene nicht nach einem Auto, weil es kaputt ist - oder?

Die Peinigungen, die ich von den von meiner Mutter aufoktruierten Zahnarzt erfuhr, hätte ich nicht einmal einer Puppe weitergegeben, sie haben mich lediglich zu einem lebenslangen Zahnarztverabscheuer gemacht.

Schlechte Vorbilder Erwachsener haben mich schon früh bestimmt, es später ganz sicher anders zu machen, meiner dominanten ersten Volksschullehrerin in Linz (deren Sohn sich 40 Jahre später, no wonder, als schwul outete) bin ich nach Möglichkeit ausgewichen und war nur deswegen damals völlig unauffällig- brav; was mich auch heute noch unauffällig-brav autofahren läßt, weil ich Polizisten ebenfalls für dominante Idioten halte ;)

Meine jüdische Großmutter war mit Sicherheit die weitaus bessere Erzieherin, hat sich aber niemals in die meiner Mutter eingemischt oder sie gar davon abgehalten, mich (wegen Trivialitäten) zu schlagen. Vielleicht hat sie es ihr in meiner Abwesenheit erklärt - hat aber nichts genützt.

Vielleicht wäre mein Leben einfacher verlaufen, wenn ich nach den vorgelebten Beispielen gehandelt, mich also der Mehrheit angepaßt hätte. Vielleicht wäre ich immer noch verheiratet, wenn ich wie meine Mutter immer brav den Mund gehalten oder gar gelogen hätte - um des "lieben Friedens willen"?

Aber es muß auch solche Weiber wie mich geben, die im Alter alleine leben und dann auch noch damit sehr glücklich und zufrieden sind - ätsch :-)

Liebe Morgengrüße, Ihre Iris

alle achtung, liebe iris! der herr alois j. hätte sich zu lebzeiten über ihren kommentar bestimmt sehr gefreut und möglicherweise die eine oder andere von ihm aufgestellte pädagogische these in ingendeine richtung revidiert.

-zig jahre rückblende ist meines erachtens schon eine historische angelegenheit und wenn ich mir hier eine wertfreie anmerkung erlauben darf,– so scheint es, dass sie aufgrund ihrer schilderungen kein pflegeleichtes kind waren ;-) für mich ist ihre geschichte mehr ein beweis dafür, dass erziehungsnaßnahmen wie eine grippearznei -nach schwere des zustandes- individuell anzuwenden sind.

:-))...und mit freude stelle ich fest, dass die alte vergilbte broschüre auch heute noch für interessante und emotional angehauchte diskussionen sorgt...
ihren letzten absatz habe ich für meinen teil so übersetzt: "menschen die über den dingen stehen, müssen sich nicht mehr beweisen,– sie zeigen lebensreife und sind glücklich...."

liebe grüße in die berge ;-)

"der erzieher muss keineswegs immer "konsequent" bei seinen anordnungen bleiben; er soll dem kinde manchmal den triumph geben auch "recht zu behalten". niemals darf der erwachsene aber recht behalten wollen, wenn er weiß, dass er unrecht hat; er behält doch nur die gewalt und die ist ein schlechtes argument für recht. die kinder durchschauen unredlichkeit leicht, schnell und gründlich."

Das steht ja ziemlich der jetzt modernen Auffassung entgegen, und ist m.E. einfach nur wahr.

Und erzähl mir keiner, dass Erwachsene, die Anordnungen treffen, böse sind. Wir haben ja den Job, den Kindern mit Hilfe unserer Erfahrung den Weg zu weisen (den wir für richtig halten ;-) ).
Ist doch ganz einfach, wenn das Kind im Straßenverkehr nicht auf das "stop!" der Erwachsenen anhält und nicht lernt, selbst auf den Verkehr zu achten, dann liegt es bald unter einem Auto. Und so ist es im ganzen Leben.

den allerletzten tiefsinnigen abschnitt habe ich mir für den internationalen kindertag aufgehoben....
[titel: erziehe dein kind ohne zu sündigen]

liebe marion, der autor der broschüre räumte schon im jahr 1950 ganz ungeschminkt ein, dass: ..... viel in unserer erziehung ist schon recht veraltert. das rüstzeug der erziehung das die eltern besitzen, ist meist gering und ungeordnet, es ist leider auch recht konservativ. wir müssen wohl bedenken, dass wir alle auch einmal kinder waren, aber was unsere eltern und erzieher mit uns getan haben, ist in unserem gedächtnis, jedenfalls in unserem wesen recht seltsam bewahrt, wenn es uns auch oft unbewußt bleibt, wie sehr wir dabei irren....

... wurde ein Buch daraus......

naja, ich finde, daß man sehr wohl konsequent bleiben soll. Und das kann man auch ganz locker, wenn man sich als Erwachsene/r zuerst überlegt, was man zu Kindern sagt.
Ich habe immer versucht, meinen Kindern Hinweise (das wirklich richtige Wort finde ich gerade nicht) zu geben, die sie nachvollziehen konnten.
"Anordnungen" gab es höchstens, wenn nach 3maligem Hinweis die Spielsachen oder sonst was nicht aufgeräumt wurde.

Und das wichtigste Wort ist - wie schon gesagt - das freundliche, aber unbedingt konsequente "nein", das sehr wohl Grenzen setzt, die kind aber lernen muß, um sich später zurechtzufinden.

Ich habe andererseits mit meinen Kindern unsere oft unterschiedlichen Standpunkte diskutiert, eigentlich immer haben wir uns auf halben Weg getroffen. Etwas was mit meinen Männern nie geklappt hatte, war also mit meinen Söhnen durch meine Art der Erziehung von klein auf völlig normal.

Erziehen war und ist heute bei meinen Hunden (sic!) der dauernde Versuch, eigenes Wissen so klar und einfach weiterzugeben, daß Kinder (oder Hunde) es leicht verstehen. Und ihnen begreiflich machen, daß die Freiheit dort beginnt, wo man sich der sinnvollen Gesetzen der Gesellschaft bedient und dies eingermaßen manierlich macht.

bis zum nächsten Mal, Iris und liebe Grüße in die sonnigen Tiefebenen

es ist ja schon viel wert, wenn die Erwachsenen, in deren Hand und Gewalt die Kinder sind, mal über sich und ihre Erziehungsmethoden nachdenken,

die Hoffnung bleibt, dass jede Generation etwas besser werden kann
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