l e b e n s w e i s e
Eine komplizierte Sache –
feuerlibelle, So, 18. Dez. 2011, 15:14
der mann ist pensionist. seit sieben wochen, amtlich. seither versucht er mir beizubringen, worauf es im alltag ankommt und überhaupt.
eins verstehe ich aber wirklich nicht:
warum hat er sich nicht schon vor zwanzig jahren in den ehealltag eingebracht und sich für den kleinkram interessiert...

der mann ist seit einigen tagen auch noch krank. mit der wirbelsäule. und er hat zahnschmerzen. er braucht schonung, er darf nichts heben und nichts tragen, er darf sich nicht viel bewegen.

soviel johanniskrauttee wie in den letzten wochen habe ich mein ganzes leben noch nicht getrunken ;-)

frühstücksdialog am vierten adventsonntag:

f: aus irgendeinem grund hab ichs nicht mehr geschafft am freitag den fisch zu bestellen, aber die rotzunge gibt es eh nur tiefgekühlt und den geschnittenen lachs werden sie bestimmt kurzfristig liefern können. ich fahre am montag vormittag mit dem kleinen auto zum fischmarkt und nehme die sachen gleich mit. so sparen wir uns den weg am heiligen abend. was sagst du dazu?
m: nein, ich fahre dich hin. und am rückweg können wir gleich beim xy den wein mitnehmen.
f: schweigen
m: wieso schaust du so gequält an mir vorbei?


...eine verdammt komplizierte sache.

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kelef, So, 18. Dez. 2011, 17:52
ist doch alles ganz einfach:

vor zwanzig jahren war er berufstätig und hatte daher für haushalt keine zeit.

ein mann, der doppelt krank ist und sich nicht anstrengen darf ist dreifach anstrengend.

er will ihnen doch nur helfen - vielleicht wenn sie ihn ein wenig fordern: raus aus dem auto, rein ins auto, wein hin- und hertragen, schön in der schlange stehen und über andere leute lästern, jede haushaltskleinigkeit bis ins detail erläutern, erklären und um rat fragen, z.b.: wie näht man am rationellsten einen knopf an?

wenn ihm langweilig ist, kann er ja die nähseide nach farben sortieren, und die nähnadeln nach grössen. silber und gläser polieren vor den feiertagen ist auch eine option.

wenn sie so was nicht vorrätig haben, schicken sie ihn zu mir. die nähseide kann ich gerne vorher durcheinanderbringen. wenn er dann achtunddrölfzig nadeln in den fingern hat, schicke ich ihn für zwei stunden mit frau pixy auf die wiese ball spielen - ein gehbehinderter hund ist ja leicht müdezuspielen, hahaha. und dann kann er gerne die stickgarne nach schattierungen sortieren: ich habe, glaube ich, an die 800 (in worten: achthundert) strähnchen moulinex-garn (von meiner mutter geerbt, und ich habe noch was vor damit).

auch das polieren der blätter der zimmerpflanzen - hier empfehle ich so ein staubfängertuch, das geht superschnell - kann den mann ein paar stunden beschäftigen: ficus benjamini oder schefflera sind besonders zeitraubend.

gewürze überprüfen, in hübsche neue gläser füllen und beschriften könnte auch nützlich sein. haptschi.

alle diese dinge, zu denen frau nie und nimmer nicht kommt.

hm. wenn ich das so lese, könnte ich mir vorstellen dass das der grund ist warum ich alleine lebe: bei mir braucht nix sortiert werden, das mach ich immer gleich selber, und da ich alleine lebe bringt auch niemand was durcheinander.

mach ich vermutlich alles nur, weil ich keinen johanniskrauttee mag.

und wie sie recht haben, frau kelef ;-)

vor zwanzig jahren war er berufstätig und hatte daher für haushalt keine zeit. || vor zwanzig jahren war ich auch berufstätig und hatte mir nebenbei für haushalt und mann zeit nehmen müssen.
– war doch alles ganz einfach.

sind oder werden alle männer so seltsam, wenn sie das berufsleben beenden? also ganz ehrlich, in manchen situationen weiß ich nicht ob ich lachen oder weinen soll,– vor allem wenn er versucht, mir die welt neu zu erklären....

- vor allem wenn er versucht, mir die welt neu zu erklären....

Dafür hat er doch bisher bestimmt seine Sekretärin gehabt, oder? ;-)

Nur Geduld, liebe Feuerlibelle! Er braucht vermutlich nur ein neues Hobby, dann muss er sich nicht so sehr auf Sie konzentrieren!

er wurde von einem ganzen stab an mitarbeitern "bedient", diese leute fehlen ihm jetzt natürlich. und irgendwie verstehe ich ihn auch, aber ich bin ein schlechter ersatz, weil mit mir kann er weder herumkommandieren noch schimpfen oder mir sonstige aufgaben aufhalsen und kontrollieren....

ich wünsch mir so sehr, dass er sich mehr emanzipiert.
männer tun sich da etwas schwer, aber wir werden es schon irgendwie schaffen, da bin ich mir ziemlich sicher.
(und dann kriege ich den nobelpreis für unendliche geduld)
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terra40, Mo, 19. Dez. 2011, 01:23
Sehr vorsichtig würde ich zwei Vorschläge machen wollen. Nein, nur einen.
Ihr Gatte braucht dringend eine neue Arbeit. Er langweilt sich. Nicht behaupten: es gäbe die (Arbeit) nicht. Unbezahlte freiwillige Arbeit zum Nutzen des Mitmenschen gibt es genüge, schätze ich mal. Auch bei Ihnen. Fragen Sie mal nach.
Gruß, T.

(Ich weiß bescheid, bin selber pensionado.)

so ist das alles. der mann braucht was zu tun.

männer sind einfach nicht so multitasking-fähig wie frauen, die kommen so aus der fabrik, die meisten zumindest. und die erziehung tut dann das ihrige dazu, so wie die gesellschaft.

ich kenne keine weibliche führungskraft die die sekretärin ersucht ihr einen abgerissenen knopf wieder anzunähen. und ich kenne keine männliche führungskraft, die auf die idee käme sich einen abgerissenen knopf selber anzunähen. schon beim angedeuteten versuch wird mann alles aus der hand genommen mit den worten "ich mach das schon".

war einer meiner lieblingsversuche in diversen fabricken: "herr/frau xy, der knopf an ihrem sakko hängt lose!" MANN hielt einem sofort das sakko hin, FRAU fragte nach nadel und zwirn. immer. besonders beliebt machte ich mich, wenn ich MANN beim aufmerksammachen auf den baumelnden knopf gleich das nähzeug hinhielt. die blicke waren jeweils - interessant. man muss den anfängen wehren.

und beschäftigung: ich mach mich ja im tierschutz nützlich, hat sich so ergeben, und ist gut so. man muss was tun.
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wuhei, Mo, 19. Dez. 2011, 09:19
Herzallerliebste Freundin,
Du siehst Du mich doch von einem Ohr zum anderen grinsen?
Das bringt dich nur ein Mann zu Stande: wahrhaftig krank zu sein und sich dann noch zum Märtyrer zu machen.
Wunderbar, daß Du DARAUF geschwiegen hast - aer hat er das auch verstanden??????
Lie-hihihi-be Grüße aus Tirol, Iris

und wie ich dein schelmisches grinsen sehe, liebe iris :-))))
das ist wasser auf deine mühlen, stimmt's?
wir sollen ihn aber nicht durch den kakao ziehen – dass ihn seine mutter nicht emanzipiert erzogen hat, dafür kann der arme bub wirklich nichts....
trotz aller mängel die ein mann nur haben kann, ist er der beste ehemann der welt. und dass er gern ein waldviertler pascha ist, wissen wir. ich muss endlich eine neue strategie überlegen. aber,– nobody is perfect

jetz mal ernsthaft: das wird schon. niemand kann sich von heute auf morgen mittels schalter umstellen von berufstätig auf pension. man arbeitet so viele jahrzehnte lang, wie sollte das denn funktionieren? der körper stellt sich auf bestimmte abläufe ein, zeiten für die nahrungsaufnahme, den schlaf, das wochenende, und auf einmal ist alles anders. da kommt es schon einmal zu ein wenig durcheinander und sich selbst im weg sein.

hier auch ernsthaft: jetzt liegt er darnieder, mein großer held. die zahnärztin hat ihm den unterkiefer durchlöchert und den bösen zahn gezogen. endlich darf ich wieder meine lieblingsrolle im weißen kittel spielen ;-)...(um herrn terra40 zu zitieren: auch eine art freiwillige arbeit zum
nutzen des mitmenschen)

frau marion hat mir auf ihrer seite eine unterhaltsame sache verlinkt: www.youtube.com
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bonafide, Fr, 23. Dez. 2011, 01:00
das erinnert mich stark an loriot.

in gedanken bin ich bei ihnen, schlürfe aus sympathie einen beruhigungstee mit und sende viiiiel geduld + humor.
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