läuten alle glocken und verkünden das unheimliche glücks- und lebensgefühl einer erdenbürgerin.



frau j. ist durch und durch ein stadtmensch, sie genießt die vorzüge einer kulturgroßstadt, sie liebt alte kaffeehäuser, sie versteht sich gut mit schrägen künstler-typen, sie ist eine exzellente weinkennerin und in den südsteierischen weinbergen findet sie ruhe und entspannung. seit einiger zeit ist sie auf alternativernährung umgestiegen und im zuge dessen hat sie ihre drei balkone in bunte selbstversorger gemüsegärten umgewandelt.
im laufe der jahre hat sich im leben von frau j. vieles verändert, doch egal wie schwer die umstände waren, den wunsch nach einem haus mit garten in der stadt hat sie nie aufgegeben.



meine erzieherin anna, eine katholische nonne, die bis zu meinem sechsten lebensjahr quasi die zweitmutter für mich war, hat jeden abend viele schöne geschichten erzählt, die glücklich geendet haben und dabei auch ein wunsch in erfüllung gegangen ist. ich kann mich noch erinnern, als ich meine anna kurz vor ihrem ableben im kloster aufsuchte und sie mich mit ihrem sanften blick fixierend leise fragte: und wieviele wünsche sind dir schon in erfüllung gegangen? drei, vier? oder mehr?....
etwas verlegen antwortete ich leise zurück: bisher ist mir noch kein wunsch in erfüllung gegangen, kein einziger.
dann ist dein glaube zu schwach, mein kind. du musst deinen glauben stärken, jeden tag aufs neue. du musst fest daran glauben, dass dein wunsch sich eines tages erfüllen wird.

der glaube von frau j. war stark und sie hat all die jahre fest dran geglaubt, eines tages irgendwo in der stadt ein haus mit garten zu finden. jetzt hat sich ihr wunsch erfüllt und sie kann es noch immer nicht fassen. ich freue mich für frau j. und wünsche ihr eine wunderbare zeit mitten in der stadt im grünen.



wenn ich so überlege, dann sind auf meiner liste noch zwei wünsche offen. ja, liebe anna. ich muss meinen glauben stärken, jeden tag aufs neue. versprochen.

was für eine schöne geschichte, und was für ein wunderschöner garten.
zwei wünsche noch offen? das wird.

Es ist sehr berührend zu lesen, welche Kraft Glauben zu geben vermag. Ich selbst habe oft genug zuviel Zweifel, um eine derartige Kraft zu entwickeln oder zu spüren. Mich berührt aber auch, wie offen Sie hier darüber schreiben. Ich habe in Bezug auf Glaubensdinge leider die Erfahrung gemacht, dass man ziemlich auf die Nase fallen kann, wenn man sich in seinen Beiträgen offen dazu bekennt, denn damit habe ich unter anderem eine Verlinkung zu einem ziemlich dämlichen und hämischen Kommentar erhalten. Man landet zwangsläufig in einer Schublade (ohne die viele Menschen offenbar leider nicht leben können), die voll ist mit Vorurteilen.

Allerdings frage ich mich jetzt beim nochmaligen Lesen Ihres Beitrags, was wohl Ihre Anna dazu sagen würde. Und ich denke, sie würde mir wohl das Gleiche sagen, wie damals Ihnen: Dann ist dein Glaube zu schwach, mein Kind!. Denn letztendlich ist es völlig gleichgültig, wie dämlich oder hämisch jemand sich über Glauben äußert – das Einzige, das zählt, ist die eigene Festigkeit im Glauben. Hat man die erreicht, dann ist es gleichgültig, wie andere darüber urteilen.

Und deswegen profitiere auch ich jetzt noch ein wenig von den Ratschlägen Ihrer Anna. Und erinnere mich dabei, dass es auch in meinem Umfeld Menschen wie Anna gibt, auf die ich vielleicht öfter hören sollte.

Ich wünsche Ihnen von ganzem Herzen, dass die zwei noch offenen Wünsche in Erfüllung gehen. Außerdem möchte ich nochmals meinen Dank für das ausdrücken, was Sie für mich und meine Freundin getan haben!