l e b e n s w e i s e
Der Herbst des Einsamen
feuerlibelle, Do, 1. Okt. 2009, 03:07
ein gedicht
von
georg trakl




der dunkle herbst kehrt ein voll frucht und fülle,
vergilbter glanz von schönen sommertagen.
ein reines blau tritt aus verfallner hülle;
der flug der vögel tönt von alten sagen.
gekeltert ist der wein, die milde stille
erfüllt von leiser antwort dunkler fragen.

und hier und dort ein kreuz auf ödem hügel;
im roten wald verliert sich eine herde.
die wolke wandert übern weiherspiegel;
es ruht des landmanns ruhige gebärde.
sehr leise rührt des abends blauer flügel
ein dach von dürrem stroh, die schwarze erde.

bald nisten sterne in des müden brauen:
in kühle stuben kehrt ein still bescheiden,
und engel treten leise aus den blauen
augen der liebenden, die sanfter leiden.
es rauscht das rohr; anfällt ein knöchern grauen,
wenn schwarz der tau tropft von den kahlen weiden.

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inez, Do, 1. Okt. 2009, 13:22
Sehr schönes Bild, gefällt mir ...

Und ein sehr berührendes Gedicht.

Erwähnte ich, dass ich den Herbst nicht mag? Der beginnt bei mir immer mit einer dicken Erkältung. So wie dieses Jahr auch. Seit über einer Woche habe ich Schnuppen. Der will nicht weg gehen.

na, ist doch ganz logisch liebe frau aehrenwort: daß der herbst ihnen seine jährliche erkältung schickt, ist als zeichen der abneigung zu verstehen – warum auch soll er lieb zu ihnen sein, wenn sie ihn überhaupt nicht mögen... :-))
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