l e b e n s w e i s e
Die Brücke von Andau
feuerlibelle, Di, 20. Okt. 2009, 02:10
zum 53.sten jahrestag:

der freiheitskampf der ungarn von 1956 war ein fanal zur befreiung ganz osteuropas vom joch des kommunismus. der wiederstand zerbrach damals an der gewalt der überlegenen waffen und an den intrigen nicht nur der politischen gegner sondern auch an der ohnmacht und zerrissenheit des westens.
die ungarische oktoberrevolution hat bis heute eine weltpolitische bedeutung, denn mit ihr wurde endgültig das märchen vom menschheitsbefreienden und menschenbeglückenden kommunismus begraben. millionen ungarn büßten ihre freiheit ein, dreißigtausend gaben ihr leben, und fast eine viertel million ungarn musste vor den verfolgern ins ausland flüchten. tausende tapferer ungarn wurden hingerichtet und etwa dreißigtausend jugendliche verschleppten die angreifer in die udssr. die tragik dieser oktoberrevolution war, dass das kleine ungarische volk allein da stand.
das besiegte ungarische volk hatte ein jahr nach der tragischen niederschlagung die kraft, am jahrestag nochmals seine meinung zu demonstrieren. im gedenken an die oktoberrevolution mied das gesamte ungarische volk am ersten todestag der freiheit spontan alle vergnügungsstätten, kinos, cafés und restaurants sowie die theater. die eltern schickten ihre kinder mit kleinen kerzen in die schule, um sie in die tintenfässer der klassenpulte zu stellen.
aus ungarische tragödie '56, olaf kappelt/universitas 1987

durch die ungarische oktoberrevolution und die darauffolgende flüchtlingswelle hat auch die brücke von andau weltpolitisch an bedeutung gewonnen und ist zum symbol für freiheit und hilfsbereitschaft geworden.



die andauer gedenken den herbst '56 auf ihre art –, unkonventionell. das gastgeschenk von unseren lieben freunden aus andau hat neben promille auch ein tiefes emotionales gewicht. und das flaschenetikett mit einem schreibfehler hat schon beinahe den raritätswert einer blauen mauritius.
die neue brücke hat eine länge von 39 metern und eine durchgangslichte von 2,30 metern. ein schönes stück weltgeschichte...

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feuerlibelle, Di, 20. Okt. 2009, 20:03
...sie kamen aus dem schilf des sumpflandes, aus dem schlamm und aus dem schmutz, quer durch die sümpfe und über den einserkanal, über die brücke mit den wackeligen balken.... ja, so kamen sie.

james a. michener:
"müsste ich je flüchten, so hoffe ich, dass es nach österreich sein kann..."

Der letzte Satz ist heute wahrscheinlich nicht mehr so angebracht.

das war damals sicher aus der situation heraus ein gefühlsausbruch und aus so einem schwall hat sich der satz gebildet.
ja, so könnte das gewesen sein...

man erzählt sich, dass herr michener damals als berichterstatter vorort tätig war und von der warmherzigkeit und der unermüdlichen hilfsbereitschaft der burgenländer sichtlich gerührt war. angeblich hat er mit den aktiven ortshelfern auch noch jahre danach den kontakt gepflegt ...
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siria, Mi, 21. Okt. 2009, 00:51
Obwohl ich damals noch recht jung war, erinnere ich mich an das Gefühl bei und Mitgefühl mit diesem Freiheitskampf. Da meine Eltern als Radiohändler schon früh einen Fernseher besaßen, habe ich damals wohl auch schon bewegte Bilder davon gesehen - das prägt sich ein. Aber noch bewußter habe ich den "Prager Frühling" miterlebt.
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