l e b e n s w e i s e
Donnerstag, 1. Oktober 2009
Kraft auftanken
feuerlibelle, Do, 1. Okt. 2009, 23:20
seit ungefähr vier tagen leide ich an einem unerträglichen zeitdruck, der mir nachweislich von außen scheibchenweise aufgeladen wird. und am ende liege ich mit mir selber im clinch, weil ich die lästige fernsteuerung nicht rechtzeitig abstellen kann.

in solchen situationen suche ich dann nach einem ventil, das mir erleichterung verschafft. in der regel gehe ich entweder in die gärtnerei und suche trost bei meinen geliebten pflanzen oder ich gehe auf dem friedhof spazieren. heute hab ich beide ventile gebraucht – zuerst hab ich zwei stunden lang die wohltuende stille bei meinen lieben toten freunden und bekannten auf mich wirken lassen.
hier am grab von helmut zilk hab ich auch eine menge kraft getankt – anschließend bin ich in meine lieblingsgärtnerei gefahren und habe mich dort von all den wunderschönen herbstblumen umarmen lassen.
jetzt geht es mir wieder gut...

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Der Herbst des Einsamen
feuerlibelle, Do, 1. Okt. 2009, 03:07
ein gedicht
von
georg trakl




der dunkle herbst kehrt ein voll frucht und fülle,
vergilbter glanz von schönen sommertagen.
ein reines blau tritt aus verfallner hülle;
der flug der vögel tönt von alten sagen.
gekeltert ist der wein, die milde stille
erfüllt von leiser antwort dunkler fragen.

und hier und dort ein kreuz auf ödem hügel;
im roten wald verliert sich eine herde.
die wolke wandert übern weiherspiegel;
es ruht des landmanns ruhige gebärde.
sehr leise rührt des abends blauer flügel
ein dach von dürrem stroh, die schwarze erde.

bald nisten sterne in des müden brauen:
in kühle stuben kehrt ein still bescheiden,
und engel treten leise aus den blauen
augen der liebenden, die sanfter leiden.
es rauscht das rohr; anfällt ein knöchern grauen,
wenn schwarz der tau tropft von den kahlen weiden.

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